„Die deutsche Textilindustrie benötigt Arbeiter aus der Twente“
Textquelle
Gronau ca. 1970-1975

Kurze Erläuterung

Gronau und der deutsch-niederländische Grenzraum im Westmünsterland waren lange Jahre geprägt durch die Textilindustrie. Schon im 19. Jahrhundert siedelten sich dort große Textilunternehmen an und beschäftigen Arbeitskräfte aus beiden Ländern. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm diese Arbeitskooperation ab, und bedingt durch die fortschreitende Globalisierung und die immer stärker werdende Konkurrenz im Ausland wurde auch die Wirtschaftskraft der westdeutschen Textilindustrie zunehmend schwächer. Auch außerhalb der Textilindustrie gab es in den 1950er Jahren wirtschaftliche Herausforderungen, sodass schließlich 1957 mit der Gründung der EWG (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft) durch Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, die Niederlande und die Bundesrepublik Deutschland ein Instrument geschaffen wurde, das eine gemeinsame Wirtschaftspolitik und mehr Kooperation zwischen den teilnehmenden Staaten ermöglichen sollte. Gemeinsam mit der zeitgleich gegründeten EURATOM (Europäische Atomgemeinschaft), die den Fokus auf Kernenergie legte, und der EGKS (Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl) waren wichtige Zusammenschlüsse gegründet worden, die schließlich 1992 in der Gründung der Europäischen Union (EU) mündeten.

Relevanz des Materials

Aus dem Schreiben lassen sich mehrere Aspekte zu grenzübergreifender Zusammenarbeit und der Entwicklung eines europäischen Wirtschaftsraums ab den 1970er Jahren erarbeiten. Zum einen wird auf die Arbeitsbestimmung der EWG verwiesen, wonach ein verbesserter grenzübergreifender Arbeitsmarkt entstanden ist. Der erwähnte Wegfall von Arbeitserlaubnissen ist dabei ein wichtiger Faktor, insbesondere in Grenzregionen wie der Twente. Unter diesem Aspekt ist auch das Zitat des Leiters des Arbeitsamtes von Enschede zu analysieren. Aus dem Schreiben lässt sich ebenso herauslesen, welche Arbeitsbereiche die Region im späten 20. Jahrhundert prägen, wenn auch deutlich technisierter als noch in der Entstehungsphase der Industrialisierung. Anhand des Schreibens können so auch die engen wirtschaftlichen Verbindungen in der Grenzregion in Westwestfalen diskutiert werden.

Theresa Hiller / Andrea Lorenz

Lernort 

Das Stadtarchiv Gronau ist besonders für Untersuchungen zur Textilwirtschaft wichtig. Da die Stadt Gronau und ihre Verwaltung auf eine vergleichsweise junge Geschichte zurückblicken, gliedert sich das Archivgut in entsprechend neuzeitliche Schwerpunkte. Die Besucher/innen erwarten Aktenbestände der Verwaltung, die bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückreichen; Unterlagen zur Gronauer Textilindustrie, mit deren Anfängen etwa 1850 die Stadtwerdung Gronaus begann; ein Bildarchiv, dessen inhaltliche Schwerpunkte im Bereich der Gronauer Textilindustrie liegen; ein Zeitungsarchiv, welches in erster Linie die Ausgaben der Gronauer Nachrichten/Westfälische Nachrichten ab 1960 (mit Lücken auch ältere Sammlungen) bereithält; eine Bibliothek, deren Bestände weite Teile des publizierten Wissens über die Stadt Gronau, ihre Geschichte und die grenzüberschreitende Region (Dreiländereck) enthält.

Stadtarchiv Gronau

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