Kurze Erläuterung
Die späten 1980er Jahre bedeuteten grundlegende Veränderungen im Ost-Westkonflikt. Mit Michail Gorbatschow kam 1985 in der Sowjetunion ein Generalsekretär an die Macht, welcher mit seinem Programm von Glasnost und Perestroika einen großen Fokus auf Reformen, internationale Zusammenarbeit und Abrüstung sowie Deeskalation und Versöhnung legte. Dieses politische Klima war für den Mauerfall sowie die Deutsche Wiedervereinigung von beträchtlicher Bedeutung.
Im Juni 1989 besuchte Gorbatschow die Bundesrepublik Deutschland. Nach Stationen in Bonn und Stuttgart machte der Vorsitzende der KPdSU am 15. Juni 1989 auf gewerkschaftliche Bestreben hin auch Halt in der Dortmunder Westfalenhütte, wo er vor fast 9.000 Mitarbeitern der Hoesch-AG eine Rede hielt. Dieser Besuch unterstrich Gorbatschows Bemühungen um eine Annäherung zwischen Ost und West sowie sein Interesse an der wirtschaftlichen Zusammenarbeit.
Relevanz des Materials
Dieser von der Hoesch-AG herausgegebene Aufkleber stellt die Bedeutung heraus, die der Besuch Gorbatschows nicht nur für die anwesenden Hoeschianer gehabt hat. Auf all seinen Stationen des BRD-Besuches war er von den Menschen herzlich empfangen worden, auch in der Westfalenhütte begrüßte man ihn mit „Gorbi“-Rufen. Gorbatschows Einfluss beschränkte sich nicht allein auf die Politik, denn durch diese bekräftigte er auch die Hoffnung auf ein endgültiges Ende des Ost-Westkonfliktes sowie auf eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Bei der Veranstaltungen waren zwar auch hochrangige Politiker anwesend, wie etwa Helmut Schmidt und Willy Brandt , doch der Umstand, dass es Gewerkschafter waren, welche den Generalsekretär nach Dortmund gebracht hatten, ließ ihn umso volksnäher erscheinen. Seine Rede hinterließ eine euphorische Stimmung. Bereits während seines Besuchs im Stahlwerk wurde die Forderung nach einer Ehrung Gorbatschows laut, welche sich mit der Verleihung des Friedensnobelpreises 1990 erfüllen sollte.
Der Besuch am 15. Juni 1989 wurde für viele der Anwesenden und andere Menschen der Region somit zu einem bedeutenden Ereignis, an welches man mit diesem Aufkleber erinnern wollte. Die Fahnen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland, welche hier nebeneinander dargestellt werden, können somit erst recht als ein Ausdruck der Annäherung verstanden werden. Nur fünf Monate nach dem Besuch erfolgte der Mauerfall, im folgenden Jahr die Deutsche Wiedervereinigung.
Die Quelle bietet dahingehend Potenzial, die Entspannungspolitik der späten 1980er Jahre zu thematisieren. Die Darstellung beider Flaggen lässt sich außerdem als politisches Symbol verstehen und bietet eine Diskussionsgrundlage für die Beziehung zwischen Deutschland und der Sowjetunion. Aufgrund dieser Beziehung lässt sich ein Alltagsbezug zur heutigen Beziehung zwischen Russland und Deutschland herstellen und wie sich diese eventuell gewandelt hat. Darüber hinaus ist Gorbatschow eine historisch wichtige Persönlichkeit, die hierauf basierend thematisiert werden kann.
Mario Polzin
1989 gründete sich der „Verein zur Förderung der Heimatpflege e.V.“ Nachdem seit 2001 verschiedene Ausstellungen gezeigt wurden, Kalender und Bücher herausgegeben, dem Hörder Stadtpoeten Wilhelm Wenzel ein Denkmal errichtet wurde, Vorträge, Lesungen und Stadtführungen stattgefunden haben, kam der Wunsch auf, die angesammelten Exponate endlich in eigenen Museumsräumen zu präsentieren. Unterschiedliche Exponate dokumentieren inzwischen die Hörder Geschichte vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Da sind eigene archäologische Funde, die bei einer verbotenen Schachtung vor der Burg sichergestellt wurden, wie Glas-, Tonscherben, Schuhsohlen und Knochen. Steinerne Schleuderkugeln und der Schädel einer Stiftsdame des Clarissenklosters sind ebenso vertreten wie ein Monumentalgemälde, das das Hörder Hochofenwerk um 1900 zeigt, Aber auch der Alltag mit Küchenschränken, historischen Haushaltsgeräten und Textilien fehlt nicht. Der 160jährigen Stahlgeschichte und dem einstigen Stolz der Hörder, der Stiftsbrauerei, sind besondere Stellflächen gewidmet.