Schreiben des Regierungspräsidenten über katholische Aktivitäten
Textquelle
Westfalen am 21.01.1875

Kurze Erläuterung

Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 war die Deutsche Einheit zwar politisch vollendet. Der neue Nationalstaat war aber noch keineswegs geeint. Die Unterschiede in Identität, Kultur und z.T. auch Sprache z.B. zwischen Westfalen und Bayern waren noch groß. Genauso spalteten religiöse Unterschiede zwischen Protestanten, Katholiken und Juden oder soziale Unterschiede zwischen Bourgeoisie und Proletariern die Gesellschaft. Die Nation benötigte eine gemeinsame Identität und eine einigende nationale Erzählung.
Mit Preußen als Führungsmacht war das Deutsche Reich protestantisch geprägt. Nach der Gründung eskalierte der schwelende Konflikt zwischen der Regierung Bismarck und der katholischen Minderheit in Preußen zum sogenannten Kulturkampf. Durch verschiedene Gesetze und Verordnungen wurde der Einfluss der katholischen Kirche sowie katholischer Vereine und Gewerkschaften eingeschränkt. Da die Zentrumspartei trotzdem weiter an Einfluss gewann, arrangierte sich Bismarck schließlich mit den Katholiken.

Relevanz des Materials

Die Korrespondenz zwischen hochrangigen Regierungsbeamten ist ein Beispiel für die Überwachung und Verfolgung von Aktivitäten katholischer Organisationen. Darin wird das Zentrum als „ultramontane Partei“ bezeichnet. Der Begriff ultra-montan = über die Berge weist darauf hin, dass die Katholiken, nach damaliger Vorstellung, nicht allein dem Kaiser in Berlin treu waren, sondern auch dem Papst in Rom. Ihre Loyalität war in den Augen der Regierung also zweifelhaft.

Daniel Sobanski

Lernort 

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