Kurze Erläuterung

Hauptgrund für die Hyperinflation 1923 war der Erste Weltkrieg. Die Wirtschaft war während des Krieges auf eine Kriegswirtschaft umgestellt worden, was zu einer Warenknappheit führte. Aufgrund der hohen Ausgaben während des Krieges sowie danach musste sich der Staat – zunächst das Deutsche Kaiserreich, nach seiner Gründung allerdings auch die Weimarer Republik – weiter verschulden. Das führte dazu, dass mehr Geld gedruckt werden musste, um die Schulden abzubezahlen. Mehr Geld führte jedoch zu einer Entwertung genau dieses Geldes. Der finale Auslöser der Hyperinflation von 1923 war letztendlich jedoch der Ruhrkampf: Der Fortschritt der Inflation war so schnell, dass Reserven und Ersparnisse sowie Arbeitslohn der Bürger:innen kaum einen Wert hatten.

Der Barmer Bank-Verein sah sich im Herbst 1923 gezwungen, hinsichtlich der Hyperinflation und der damit einhergehenden großen Geldnot zu handeln. Die Sparkasse-Coesfeld bat die Landesbank in Münster, selbst Geld drucken zu dürfen, da zum Monatsende die Löhne und Gehälter der Arbeiter:innen und Angestellten ausgezahlt werden mussten und dafür zu wenig Geld zur Verfügung gestanden hätte. Es wurden daraufhin – auch aus Zeitgründen –  Schecks als Notgeld mit Nennwerten von 500.000 bis 200 Milliarden Mark gedruckt. Erst am 15. November 1923 konnte durch eine Währungsreform die Inflation ausgebremst werden.

Relevanz des Materials

Die Schecks bieten Potenzial, um den aktuellen Stand der Inflation und die Notwendigkeit des „Notgeldes“ zu thematisieren. Da keine Zeit zum Bedrucken von Geldnoten war, mussten Schecks ausgefüllt werden, um Löhne auszahlen zu können. Nach einem Schreiben des Coesfelder Bürgermeisters Lübbesmeyer vom 03. Dezember 1923 an den Regierungs-Präsidenten in Münster wurden vom Barmer Bank-Verein und der Sparkasse-Coesfeld Schecks im Gesamtwert von 135,5 Billionen Mark ausgegeben. Das Material bietet sich daher an, mit diesem Schreiben in Beziehung gesetzt zu werden, um zu verdeutlichen, wie akut die Problematik gewesen ist. So sind die Schecks, aber auch viele Notgeldscheine, sehr schlicht gehalten. Teilweise handelte es sich um schlichte Zettel mit einem Stempel und einer Unterschrift. Hinsichtlich der Bewohner:innenzahl ist es auch interessant zu überlegen, wie viel jede:r Bürger:in nach diesem Schreiben durchschnittlich erhalten hat.

Dr. Hendrik Martin Lange / Sebastian Sayn / Andrea Lorenz

Lernort 

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