Kurze Erläuterung
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verschoben sich die Grenzräume in Europa, insbesondere in Osteuropa erheblich. So wurde durch die unterschiedlichen Verträge Teile Polens unter russische Verantwortung gestellt. Polen erhielt im Gegenzug Regionen im deutsch-polnischen Grenzgebiet, in dem vorher zahlreiche deutschsprachige Menschen lebten, da diese Gebiete lange Zeit unter deutscher Verwaltung standen. Für die dort lebenden deutschsprachigen Menschen bedeuteter dieser administrative, formale Regierungsumschwung, dass sie ihre bisherige Heimat verließen bzw. auch verlassen mussten und in der neugegründeten Bundesrepublik angesiedelt wurden. Außerdem zogen viele Menschen aus der DDR in die Bundesrepublik, da die wirtschaftliche Entwicklung dort schneller voranging als in der DDR. Dies führte u.a. dazu, dass die DDR in den 1960er Jahren die deutsch-deutsche Grenze befestigte und durch den Bau der Mauer und einer insgesamt stark bewachten Grenze bei beiden deutschen Staaten voneinander trennte.
Relevanz des Materials
Der Stadtfilm von Lüdenscheid fasste Jahr für Jahr in etwas über 30 Minuten die wichtigsten Ereignisse der Stadt zusammen. Dies bedeutete, dass vermutlich eine größere Gruppe von Filmenden damit beauftragt wurde, für die Stadt relevante Ereignisse live zu verfolgen und festzuhalten. Die Ankunft von fast 700 Menschen aus „Mitteldeutschland und den polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten“ wird in dem Jahresfilm des Jahres 1958 festgehalten und kommentiert. Die Bezeichnung der „polnisch verwalteten deutschen Ostgebiete“ lässt hier die Vermutung zu, dass die geographische und administrative Zuordnung zu Polen nicht vollständig akzeptiert wird, da die Regionen immer noch als deutsch bezeichnet werden. Dies zeigt ebenso der Kommentar zum Ende des Filmausschnittes als es heißt: „Das sind nun die Folgen des Zweiten Weltkriegs, die immer noch in unsere Zeit hineinregiern(?)“.
Der auf etwa 7 Minuten gekürzte Filmausschnitt ist v.a. auch unter Berücksichtigung der Kommentierungen interessant, da sich hieran zeitgenössische Deutungsmuster erkennen lassen.
Theresa Hiller
Als Kultur- und Bildungseinrichtung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) hat das LWL-Medienzentrum für Westfalen den dreifachen Auftrag, das audiovisuelle Erbe der Region zu sichern (Bild-, Film- und Tonarchiv), die Geschichte und Gegenwart Westfalens mediengestützt zu dokumentieren und zu vermitteln (Medienproduktion) und das Lernen in der digitalen Welt in Schulen und außerschulischer Bildung zu unterstützen (Medienbildung und -bereitstellung).