Kriegschronik der Stadt Münster über Lebensmittelrationierung
Textquelle
Brest / Münster 1917

Kurze Erläuterung

Eduard Schulte, Stadtarchivar der Stadt Münster führte ab Juli 1914 eine Chronik, in der er die Ereignisse in Münster festhielt.  Die Kriegschronik des Münsteraner Stadtarchivars ist eine spannende Quelle, da Schulte als nationalistischer Mensch die Ereignisse des Krieges genau verfolgte. Seine nationalistische Grundhaltung wird auch in seinem Beitritt zur NSDAP in den 1930er Jahren deutlich. Auf lokaler Ebene macht er Karriere und unterstützt die Partei u.a. bei Propagandaangelegenheiten. Die Kriegschronik schrieb er im Auftrag des Münsteraner Magistrats. Sie wurde allerdings erst in den 1930er Jahren, mutmaßlich in überarbeiteter Fassung, publiziert.
Im März 1918 verzeichnet Schulte, wie die Münsteraner Bevölkerung die Nachricht des Abschlusses des Friedensvertrags von Brest-Litowsk aufnahm. In der Stadt im heutigen Belarus verhandelten die Vertreter der neuen bolschewistischen Regierung in Russland mit den Abgesandten Deutschlands und seiner Verbündeten. Dabei wurde der russischen Seite ein harter Friedensvertrag aufgezwungen, der jedoch nur bis zum Waffenstillstand vom 11. November 1918 Bestand hatte.

Relevanz des Materials

Dieser Auszug aus der Chronik ist interessant, da sich an ihm unterschiedliche Facetten der Kriegswahrnehmung in der Heimat herauslesen lassen. Die Friedensverhandlungen und der abschließende Friedensvertrag von Brest-Litowsk sollen, laut Schulte, in Münster öffentlich gefeiert und begrüßt worden sein. Gleichzeitig scheint die Münsteraner Bevölkerung jedoch mit anderen Problemen konfrontiert zu sein, die in dem Bericht einen größeren Raum einnehmen. So müssen Eier gesammelt und rationalisiert werden und selbst Haushaltsabfälle wie Tierknochen oder Obstkerne werden gesammelt, um weiterverarbeitet zu werden. Hier zeigt sich, dass mit andauernden Krieg die Versorgung der Menschen im Deutschen Kaiserreich immer schwieriger wurde, da sowohl Rohstoffe als auch Arbeitskraft fehlte.

Daniel Sobanski

Lernort 

Das Stadtarchiv der Stadt Münster versteht sich als „Gedächtnis der Stadt“ und archiviert Unterlagen der Stadtverwaltung. So wird die Stadtgeschichte Münsters bewahrt und für unterschiedliche Interessierte zur Verfügung gestellt. Die Bestände können vorab recherchiert und dann zur Einsicht im Lesesaal bereitgestellt werden.

Stadtarchiv Münster