Kurze Erläuterung
Neben dem Wunsch nach nationaler Einheit und Demokratie trugen soziale und wirtschaftliche Probleme zur revolutionären Stimmung bei. Auf dem Land sorgte die immer noch große Abhängigkeit der Bauernschaft von den adeligen Grundherren, verschärft durch Missernten in den 1840er Jahren, für Unzufriedenheit. In den gewerblichen Zentren der Grafschaft Mark erzeugten wirtschaftliche Krisen und die Umwälzungen der Industrialisierung soziale Unruhe.
Das märkische Sauerland, das Gebiet um Hagen und Iserlohn, war eine alte Gewerberegion, die Eisenwaren nach ganz Europa lieferte. Im märkischen Teil des Ruhrgebiets, zwischen Bochum und Dortmund waren der Steinkohlebergbau und die eisenerzeugende Industrie auf dem Vormarsch. 1848 aber stockte der Absatz von Eisenwaren. Zudem fürchteten die Metallarbeiter, die noch viele Waren und Vormaterialien in Handarbeit fertigten, die Einführung von dampfgetriebenen Werkzeugmaschinen. Handwerker und Facharbeiter waren gut bezahlt. Wenn sie aber Waren nicht per Hand herstellten, sondern nur noch Maschinen bedienten, war ihre Qualifikation nichts mehr wert und ihr Lohn sank.
Relevanz des Materials
Aus dem Schreiben der Iserlohner Bürger:innen und Arbeiter:innen lässt sich die Unsicherheit der Menschen herauslesen. Die Nachrichten über die revolutionären Ereignisse in Paris und Berlin sorgten in der Grafschaft Mark für Proteste gegen Entlassungen und Lohnsenkungen. Die Verfasser:innen dieses Schreibens grenzen sich jedoch bewusst von gewalttätigen Aufständischen ab und erhoffen so vermutlich, ihre Bitten und Forderungen eher durchbringen zu können. Hervorzuheben sind die Forderungen nach Lohnanpassungen, dem Verbot von Kinderarbeit sowie die Reduzierung der Kosten an kommunalen Ausgaben für die Bürger:innen (z.B. Bürgermeisteramt als Ehrenamt, Reduzierung von Kosten für Straßenarbeiten, Sicherung des Einkommens für Arbeiter:innen). Erkennbar wird hier jedoch auch, dass es den Verfasser:innen vorrangig um die Verbesserung der Lebenssituation ging, demokratische Forderungen jedoch nicht erkennbar sind. Auf der Ebene der arbeitenden Bevölkerung wurde die aufrührerische Stimmung also v.a. genutzt, um konkrete Veränderungen herbeizuführen und weniger, um sich den abstrakten Forderungen wie der Schaffung einer Demokratie anzuschließen.
Daniel Sobanski
Als Ort des „städtischen Gedächtnisses“ dokumentiert das Stadtarchiv – eine der ältesten kommunalen Einrichtungen – die Geschichte der Stadt Iserlohn und ihrer Stadtteile. Es übernimmt fortlaufend aus der Stadtverwaltung Unterlagen, denen ein dauerhafter Wert zukommt. Neben dem amtlichen Schriftgut werden auch Nachlässe, Firmen- und Vereinsunterlagen, Zeitungen, Fotografien und andere Zeitzeugnisse gesammelt, geordnet, archiviert und ausgewertet.