Kurze Erläuterung
Nach dem Angriff auf die Sowjetunion im Sommer 1941 fielen innerhalb des NS-Regimes alle Hemmungen bei der Verfolgung und Entrechtung der jüdischen Bevölkerung. Jüdinnen und Juden in den eroberten Gebieten wurden massenweise ermordet oder zur Zwangsarbeit in Konzentrationslager eingewiesen und die vollständige Deportation der jüdischen Bevölkerung aus dem Reichsgebiet in Ghettos und Lager in Osteuropa vorbereitet. Die Enteignung von Wohnungen und Eigentum der Deportierten zur Versorgung der restlichen Bevölkerung bzw. zur Finanzierung der Kriegskosten wurde dabei offen mit einkalkuliert. Ab dem 23.10.1941 war jüdischen Menschen die eigenständige Emigration aus dem damaligen „Reichsgebiet“ verboten. Parallel begann die Vorbereitung von Deportationszügen auf Ebene der Gauleitungen und/oder der Polizeibezirke. Der erste große Transport aus Westfalen erfolgte am 12. und 13.12.1941 aus den Gestapo-Bezirken Münster und Bielefeld (vgl. Lernressource Entrechtung 4). Die Besprechung zur organisatorischen Vor- und Nachbereitung (Stichwort Vermögen und Wohnungen) in Münster ist lokal als „kleine Wannseekonferenz“ bekannt geworden – eine ahistorische Bezeichnung, da die Wannseekonferenz erst zwei Monate später in Berlin stattfand.
Relevanz des Materials
Die Teilnehmerliste zeigt, welche Behörden und Einrichtungen in die Vorbereitung der Deportationen eingebunden waren. Die Teilnahme der Finanzbehörden und die seitens der Stadt Münster vorgeschlagenen Maßnahmen zeigen die hohe Bedeutung der ökonomischen Verwertung jüdischer Vermögen.
Dr. Franz Jungbluth
Das Stadtarchiv der Stadt Münster versteht sich als „Gedächtnis der Stadt“ und archiviert Unterlagen der Stadtverwaltung. So wird die Stadtgeschichte Münsters bewahrt und für unterschiedliche Interessierte zur Verfügung gestellt. Die Bestände können vorab recherchiert und dann zur Einsicht im Lesesaal bereitgestellt werden.