Kurze Erläuterung
Kriegszeit ist Hungerzeit. Schon die Lebensmittelknappheit in Folge des Ersten Weltkriegs hatte allein im Deutschen Reich mehr als 700.000 Menschen das Leben gekostet, und auch in der zweiten Hälfte der Vierzigerjahre kann kaum von einer ausreichenden Grundversorgung gesprochen werden. Schon während des Krieges müssen sich Regionen und Ortschaften größtenteils selbst versorgen und können seit dem 27.08.1939 Lebensmittel nur streng rationiert im Austausch gegen Lebensmittelmarken ausgeben, wie sie hier gezeigt werden. Die Rationen waren oftmals zu gering, um das Überleben wirklich zu sichern.
In diese Lage hinein fiel der viertkälteste Winter des Zeitraums von 1881 bis 2020, nämlich der Winter 1946/47, welcher als „Hungerwinter“ in die Geschichte einging. Nicht nur brach die Lebensmittelversorgung in seiner Folge völlig zusammen, die Menschen waren darüber hinaus aufgrund der Strapazen und des Hungers geschwächt und oftmals ohne beheizte Unterkunft. All diese Umstände führten, wie schon in Folge des Ersten Weltkrieges, zum Tode von hunderttausenden Menschen allein in Deutschland. Die durchschnittliche Kalorienaufnahme sank auf etwa 1000-1500 Kalorien pro Tag, was langfristig zu Erschöpfung und gesundheitlichen Problemen führte. Erst am 31.03.1950 konnte die Rationierung endgültig aufgehoben werden.
Relevanz des Materials
Diese Lebensmittelmarken aus dem Juli 1948 zeigen, wie streng Lebensmittel selbst drei Jahre nach Kriegsende noch rationiert werden mussten. Die Marken galten jeweils für einen Monat, sodass die darauf gedruckten Nährmittel eine Monatsration darstellen. Wichtig ist zu beachten, dass es sich bei diesen Marken nicht um die Grund-, sondern um Zulagekarten für Schwerarbeiter handelt, also um ergänzende Nahrungsmittel, die zusätzlich als Kompensation für körperlich belastende Arbeit ausgegeben worden sind. Somit stand also nicht jedem die gleiche Menge an Lebensmittelrationen zu. Daher ist es kaum verwunderlich, dass gerade in den ersten Nachkriegsjahren der Schwarzmarkt für Lebensmittel florierte. Etwas Abhilfe konnten die US-amerikanischen CARE-Pakete schaffen, welche jedoch ebenfalls nicht gerecht in der Bevölkerung verteilt werden konnten. Die vollständige Aufhebung der Rationierung von Lebensmitteln in Deutschland wurde erst am 31. März 1950 beschlossen.
Diese Marken bieten somit dahingehend Potenzial, dass sie verdeutlichen können, wie langanhaltend die Auswirkungen des Krieges auf die Versorgungslage der Bevölkerung waren. Anhand ihrer lässt sich erarbeiten, welche Hilfen die Bevölkerung erhalten hat. Zudem lässt sich weiterführend die Empathie fördern und ein Alltagsbezug herstellen.
Mario Polzin
Das Hellweg Museum Unna ist ein stadt- und regionalgeschichtliches Museum in Trägerschaft der Stadt Unna. Untergebracht in der denkmalgeschützten Burg an der Stadtmauer, hat sich das Hellweg Museum nicht nur durch den Goldschatz von Unna auch überregional einen hervorragenden Ruf erworben. Zahlreiche Objekte geben Einblicke in die Geschichte Unnas. Im Mittelpunkt der Arbeit des Museums stehen die Kernaufgaben: Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermitteln. Einen wichtigen Schwerpunkt der Arbeit des Museums stellt auch die pädagogische Vermittlung von Stadtgeschichte dar.