Aufruf zum Massenstreik gegen Staatsstreich in Preußen
Textquelle
Ruhrgebiet 1932

Kurze Erläuterung

Mit dem in diesem Aufruf adressierten „Papen-Hitler Staatsstreich“ (also dem Staatsstreich in Preußen oder auch „Preußenschlag“) vom 20.07.1932 konnte sich die Reichsregierung ohne größere Probleme der Staatsgewalt im Freistaat Preußen ermächtigen, womit ein Grundstein für die endgültige Machtergreifung der Nationalsozialisten im folgenden Jahr gelegt wurde. Mit dem Staatstreich wurde die letzte Regierung mit sozialdemokratischer Beteiligung abgesetzt, was bei der SPD jedoch auf keine Gegenwehr stieß. Aufgrund der Wirtschaftskrise und der mit ihr verbundenen Massenarbeitslosigkeit sah sie im effektivsten Protestmittel ihrer Wählerschaft, dem Streik, keinen Sinn. Auch ein gewaltsamer Protest erschien hinsichtlich der Beteiligung der Reichswehr am Staatsstreich aussichtslos. Somit war sie dem Geschehen hilflos ausgesetzt.
Diese Ereignisse wurden auch in Westfalen wahrgenommen und sorgten für entsprechende Reaktionen.

Relevanz des Materials

Dieser Aufruf wurde von der KPD veröffentlicht, welche zu diesem Zeitpunkt einen stetig ansteigenden Stimmenzuwachs verbuchen konnte. Bei den Wahlen am 06.11.1932 sollte mit 19,9% der Stimmen in Westfalen der Höhepunkt erreicht sein, womit sie nach der Zentrumspartei und der NSDAP die drittgrößte Kraft stellten. Entsprechend groß war ihr Rückhalt in der Arbeiterschaft des Ruhrgebietes, welche hier in Form der Bergarbeiter direkt angesprochen wird.
Der Staatstreich wird als Schritt zur „offenen faschistischen Diktatur“ bezeichnet, gegen welchen umgehend demonstriert werden müsse. Dabei steht der Streik als das prägende politische Kampfmittel der Arbeiterschaft im Zentrum des Aufrufes. Dass die Herausgeber des Aufrufes die Geschehnisse in Preußen als besonders gefährlich empfinden, wird nicht zuletzt auch daran deutlich, dass explizit die Solidarität zwischen Kommunisten, Sozialdemokraten und Christen beschworen wird, der Aufruf also über die Parteigrenzen hinausgeht. Das ist insofern bemerkenswert, als dass die SPD zu diesem Zeitpunkt bewusst auf Streiks verzichtete.
Darüber hinaus wird zu Beginn des Aufrufes prominent die Antifaschistische Aktion beschworen, welche in Verbindung zur Theorie der Einheitsfront steht, die wiederum kommunistische, sozialistische und sozialdemokratische Kräfte gegen den Faschismus bündeln sollte.
Das Dokument bietet damit also eine gute Grundlage, um über die Bedeutung des Staatsstreiches in Preußen, die Rezeption Hitlers im linken politischen Spektrum sowie über die Geschichte der Antifaschistischen Aktion bzw. des Scheiterns der Einheitsfront zu sprechen.

Mario Polzin

Lernort 

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