Kurze Erläuterung
Am 28. Juli, einen Monat nach dem Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand, erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. In den folgenden Tagen mobilisierten auch die jeweiligen Verbündeten ihre Streitkräfte. Das Deutsche Reich erklärte am 1. August die Generalmobilmachung und marschierte schon an den folgenden Tagen ohne Kriegserklärung in Luxemburg und Belgien ein. Am 9. August landeten britische Truppen in Frankreich, um die Französische Armee zu unterstützen. Bis zur Schlacht an der Marne (5.-12.9.1914) gelangen den Deutschen Truppen noch Vorstöße bis nach Frankreich, bei denen gegnerische Soldaten gefangen genommen und nach Deutschland gebracht wurden. Diese Kriegsgefangenen wurden als Zeichen der Deutschen Erfolge fotografiert.
Relevanz des Materials
Dieses Foto stammt aus der frühen, ersten Kriegsphase, in welcher sich der zermürbende, langwierige Grabenkrieg an der Westfront noch nicht abzeichnete. Die schiere Menge an Kriegsgefangenen wurde als Zeichen der Überlegenheit des deutschen Militärs inszeniert: Da der Kampf für den Feind aussichtslos sei, würde er sich lieber ergeben. Ein gängiges Motiv der im späteren Verlauf des Krieges aufkommenden Flugblattpropaganda.
Die hier gezeigten Kriegsgefangenen befinden sich bei den ersten Arbeiten an einem Kriegsgefangenenlager, in welchem sie untergebracht werden sollten. Die Umstände, in denen sie ihr Dasein fristen mussten, konnten sich dabei von Lager zu Lager stark unterscheiden. Waren die hygienischen Zustände sowie die Nahrungsmittelversorgung oft schlecht, gab es doch auch Vorzeigelager, aus denen Gefangene heraus von ihrer guten Behandlung in Briefen und auf Postkarten berichteten. Auch dabei handelt es sich natürlich um Selbstinszenierung des deutschen Militärs. Erst im Laufe des Jahres 1915 wurden Kriegsgefangene aus dem Westen zunehmend auch als Zwangsarbeiter in der Schwerindustrie eingesetzt.
Daniel Sobanski / Mario Polzin
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