Kurze Erläuterung
Preußen, zu dem Westfalen nach dem Wiener Kongress formell wieder gehörte, hatte ein eigenes Militär. Daneben gab es regionale Landwehren, in denen wehrfähigen Männer dienten, die nicht Teil des stehenden Heeres waren. Diese Landwehren waren während der Befreiungskriege ins Leben gerufen worden, waren jedoch eher eine Art Miliz, die nach eigenen Regeln handelten. Die liberalen und demokratischen Kräfte sahen in der Landwehr einen wichtigen Akteur in der Revolution. Im Gegensatz zum stehenden Heer, das von adligen Offizieren dominiert und dem König treu war, wurde die Landwehr als ein Volksheer angesehen. So sollte die Landwehr Keimzelle eines demokratischen Militärs werden, in dem jeder Bürger das Recht und die Pflicht haben sollte, das Land zu verteidigen. Tatsächlich gab es in manchen Landwehr-Einheiten demokratische Bestrebungen. In der Garnisonsstadt Bielefeld kam es etwa während der Jahre vor der Revolution häufig zu Konfrontationen zwischen Offizieren der regulären Armee und demokratisch gesinnten Landwehrmännern.
Relevanz des Materials
Der Bericht des Beckumer Landrats an den Oberpräsidenten Flottwell, den höchsten Verwaltungsbeamten der Provinz Westfalen, enthält zwei Aspekte. Zum einen berichtet der Landrat über Ausschreitungen, die aus einem wirtschaftspolitischen Konflikt entstanden waren, der geplanten Gemeinheitsteilung: Land, das bisher der Gemeinde gehörte und von allen Einwohner:innen, etwa zur Viehweide, genutzt werden konnte, sollte aufgeteilt und an Privatleute vergeben werden. Zum anderen zeigt der Bericht, dass die Landwehr – eigentlich ein Teil des lokalen Sicherheitsapparates – für die Obrigkeit zum unkalkulierbaren Risiko wurde. Der Landrat stellte sich ausdrücklich auf die Seite der Revolutionäre. In seinem Statement wird außerdem klar, dass nationale Einheit und Demokratie – zumindest in der Anfangszeit der Revolution – untrennbar miteinander verbunden waren.
Daniel Sobanski
Das Landesarchiv NRW verwahrt an seinen drei Standorten Duisburg, Detmold und Münster historische Dokumente aus der Geschichte Nordrhein-Westfalens. Die Abteilung Westfalen des Landesarchivs NRW entstand im Jahre 1829 als „Königliches Provinzialarchiv“ in Münster. Hier wurden Archivalien der aufgelösten alten Territorien und der säkularisierten Klöster der preußischen Provinz Westfalen zusammengeführt. Diese waren zuvor an verschiedenen Stellen des Landes in „Archivdepots“ gesammelt worden, um sie vor Zerstreuung und Verlust zu retten. Nach der Entstehung des Landesarchiv NRW 2004 wurde das Staatsarchiv Münster 2008 zur Abteilung Westfalen.
Hier werden nun Archivalien aus 12 Jahrhunderten verwahrt: rund 100.000 Urkunden, 36 Kilometer Akten, 80.000 Karten und Pläne, 3.400 Aufschwörungstafeln, 2.000 Handschriften, 4.500 Plakate, 2.000 Bilder und Fotos, sowie Elektronisches Archivgut. Eine Nutzung ist sowohl im Lesesaal als auch online möglich. Für Schüler:innen sowie Lehrer:innen steht ein Archivpädagoge als Ansprechpartner bereit.