Kurze Erläuterung
Der Anhänger mit der Kreuzigungsszene stammt aus dem 10. Jahrhundert und wurde im Kreis Paderborn gefunden. Der Kettenanhänger zeigt, dass Schmuck mit religiösen Symbolen Teil der Alltagskultur war. Besonders Motive wie die Kreuzigungsszene hatten einen hohen Stellenwert unter der Bevölkerung. Viele Kunstschaffende haben sich darauf spezialisiert, religiösen Schmuck herzustellen und damit Gewinne zu erzielen. Der Hellweg als wichtige Fernhandelsstraße begünstigte und ermöglichte den Handel und eine großflächige Verbreitung von Schmuck, der wie hier aus Walrosselfenbein hergestellt wurde und somit aus einem Material, dass eher aus dem irisch-englischen Raum stammte als aus Westfalen.
Relevanz des Materials
Die Symbolik des Anhängers mit der Kreuzigungsszene zeigt die Bedeutung christlicher Symbolik für die Gesellschaft des 10. Jahrhunderts. Außerdem wird deutlich, dass bereits zu dieser Zeit Handelsnetzwerke zwischen dem, was heute England bzw. Irland entspricht, und Westfalen bestanden, sodass Künstler:innen hier vor Ort mit solchen Materialien gearbeitet haben. Der westfälische Fundort ist auch interessant, weil er sich an der Stelle einer ehemaligen Siedlung befindet. Diese hat für ca. 700–800 Jahre bestanden, verlor dann jedoch durch unterschiedliche natürliche und kulturelle Einflüsse immer mehr an Bedeutung und wurde schließlich von den Bewohner:innen aufgegeben.
Joel Wichary
Das LWL-Museum in der Kaiserpfalz zeigt archäologische Funde aus Paderborn und Westfalen vom 6.-12. Jahrhundert. Gezeigt werden Exponate des frühen Mittelalters zu Themen wie der Christianisierung durch Karl des Großen, aber auch Gradbeigaben, Waffen und Schmuck. Neben der Dauerausstellung gibt es auch jährlich wechselnde Sonderausstellungen.