Kurze Erläuterung
Der abgebildete Nachbau einer Gutenbergpresse befindet sich im Bibelmuseum der Universität Münster. Johannes Gutenberg erfand in den 1450er Jahren den Buchdruck mit beweglichen Lettern. Bereits vor 1450 druckte Gutenberg ein Gedicht vom Weltgericht, von dem nur ein kleines Fragment erhalten geblieben ist – der genaue Druckort und das Jahr sind jedoch unbekannt.
Zwischen 1452 und 1454 kommt es dann zum Druck des ersten Buches: Der Bibel in lateinischer Sprache in einer Auflage von 180 Stück. Für den Druck mit beweglichen Lettern musste zunächst der Drucksatz aus den einzelnen Bleilettern gesetzt werden. Anschließend wurde er in die Presse eingespannt und fixiert. Auf den Drucksatz wurde dann mit Lederstempeln schwarze Tinte aufgetragen. Das Papier wurde in einer Vorrichtung fixiert und auf den Drucksatz aufgelegt. Mit einem Hebel wurde schließlich ein Gewicht auf den Drucksatz gepresst und wieder angehoben. Abschließend musste der fertige Druck vorsichtig entnommen und getrocknet werden.
Relevanz des Materials
Im Bibelmuseum Münster können Besuchergruppen selbst zu Buchdrucker:innen werden und praktisch nachempfinden, wie zu Gutenbergs Zeiten gedruckt wurde. Die ältesten deutschen Druckerstädte waren – mit nur wenigen Ausnahmen – allesamt Bischofsstädte, der Ortsbischof wirkte bei der Gründung einer Druckerei wahrscheinlich mit. Neben Werken für die Lehre und den Unterricht an humanistischen Schulen ging es um innerkirchliche Erneuerungen und Standardisierungen. In Münster erschien am 31. Oktober 1485 das erste gedruckte Buch: Es handelte sich um die Schulkomödie „Comoedia Codrus“ von Johannes Kerckmeister. Thema der Komödie ist die Verherrlichung und Verteidigung der neuen humanistischen Studien und gleichzeitig die Verspottung der alten überholten mittelalterlichen Bildung.
Dr. Hendrik Martin Lange
Das Bibelmuseum dient mit seinen Sammlungen der Forschung und Lehre an der Universität Münster. Zudem ist es Ort der Wissenschaftskommunikation bzw. des Wissenschaftstransfers. Das Museum ist eine Organisationseinheit des INTF und gehört als solches zur Evangelisch-Theologischen Fakultät. Seine Aufgabe ist es, als „Fenster zur Öffentlichkeit“ für die Neutestamentliche Textforschung zu dienen und dessen Arbeit in Universität und außeruniversitärer Wirklichkeit darzustellen. Gegenstand der Ausstellung ist primär die Geschichte der Bibel als eines überlieferten Textes. Das Bibelmuseum pflegt, bewahrt, erweitert und erforscht seine für die Region Münster und NRW einzigartige Sammlung, die auch für die weltweite Erforschung des Ausgangstextes („Urtext“) der Bibel von signifikanter Relevanz ist.
Heute werden rund 1500 Exponate im 160m2 großen Bibelmuseum gezeigt, sei es Rücken an Rücken oder aufgeschlagen. Eine VR-Brille öffnet den Besucher*innen ein Fenster in die aktuelle Forschung der neutestamentlichen Textkritik des INTF.