Kurze Erläuterung
Seit Kriegsbeginn im Juli 1914 blockierte die Englische Marine die Deutschen Überseehäfen. Damit konnte Deutschland keine Lebensmittel mehr importieren und war völlig auf die heimische Landwirtschaft angewiesen. Die zunehmende Nahrungsmittelknappheit wurde durch eine schlechte Kartoffelernte im Jahr 1916 noch verstärkt. Der Winter 1916/1917 ging als „Hungerwinter“ oder „Steckrübenwinter“ in die Geschichte ein, da außer Rüben kaum noch Lebensmittel verfügbar waren.
Als eine von vielen Maßnahmen, um die Situation zu entschärfen, wurden 1917 Schüler:innen herangezogen, um Pilze oder essbare Wildpflanzen zu sammeln.
Relevanz des Materials
Aus den Schreiben lässt sich die schlechte Versorgung der Zivilbevölkerung herausarbeiten. Die Notwendigkeit, wieder verstärkt heimische Pilze zu sammeln und Pflanzen zu ernten, die heute teilweise als Un- oder Beikräuter bezeichnet werden (z.B. Löwenzahn, Brennnesseln oder Kerbel), zeigt die Armut und Lebensmittelnot der Menschen. In solche Aktivitäten wurden auch Schüler:innen einbezogen und sollten so ihren Beitrag leisten. Je nach urbanem oder ländlichen Raum fielen die Ergebnisse solcher Sammlungen unterschiedlich ergiebig aus, was die Einrichtung zentraler Sammelpunkte (wie hier in Herford) für die Weiterverteilung der Lebensmittel nötig machte. Die Betonung des „vaterländischen Interesses“ an diesen Sammlungen zeigt, dass hier Patriotismus als Motivator fungieren soll, sich dem Sammlungsaufruf anzuschließen und diesen auch weiter zu verbreiten.
Daniel Sobanski
Das Landesarchiv NRW verwahrt an seinen drei Standorten Duisburg, Detmold und Münster historische Dokumente aus der Geschichte Nordrhein-Westfalens. Die Abteilung Westfalen des Landesarchivs NRW entstand im Jahre 1829 als „Königliches Provinzialarchiv“ in Münster. Hier wurden Archivalien der aufgelösten alten Territorien und der säkularisierten Klöster der preußischen Provinz Westfalen zusammengeführt. Diese waren zuvor an verschiedenen Stellen des Landes in „Archivdepots“ gesammelt worden, um sie vor Zerstreuung und Verlust zu retten. Nach der Entstehung des Landesarchiv NRW 2004 wurde das Staatsarchiv Münster 2008 zur Abteilung Westfalen.
Hier werden nun Archivalien aus 12 Jahrhunderten verwahrt: rund 100.000 Urkunden, 36 Kilometer Akten, 80.000 Karten und Pläne, 3.400 Aufschwörungstafeln, 2.000 Handschriften, 4.500 Plakate, 2.000 Bilder und Fotos, sowie Elektronisches Archivgut. Eine Nutzung ist sowohl im Lesesaal als auch online möglich. Für Schüler:innen sowie Lehrer:innen steht ein Archivpädagoge als Ansprechpartner bereit.