Bekanntmachung des Mindener Magistrats über Wahlbezirke
Textquelle
Minden am 14.04.1848

Kurze Erläuterung

Als im Februar 1848 der französische König Louis-Philippe gestürzt und die Republik ausgerufen wurde, brachen auch in verschiedenen Deutschen Staaten Unruhen aus. In Wien und Berlin starben mehrere Hundert Demonstrierende bei Zusammenstößen mit dem Militär. Aus den Aufständen ging eine politische Bewegung hervor. Schon am 5. März wurde ein Vorparlament nach Frankfurt am Main einberufen. Dieses beschloss die Wahl einer Nationalversammlung. Der Bundestag (die bisherige Versammlung der Staaten des Deutschen Bundes) akzeptierte diese Entscheidung und überließ den Einzelstaaten die Organisation der Wahl. Die Wahl fand im Mai 1848 in mehreren Wahlgängen statt. Sieger der Wahl wurden konservative Kandidaten. Vertreter der Kirchen und preußische Beamte hatten in Frankfurter Nationalversammlung eine Mehrheit gegenüber den Liberalen und Demokraten.

Relevanz des Materials

Die Bekanntmachung aus Minden gibt einen Eindruck davon, wie diese ersten Wahlen organisiert waren. Da freie Wahlen dieser Art Neuland waren, war auch die Organisation aufwändiger. An dem Wahlaufruf lassen sich zentrale Aspekte demokratischer Wahlen sowie Ähnlichkeiten und Unterschiede zu heutigen Wahlen herausarbeiten. Grundsätzlich unterscheidet sich die Organisation nicht so stark von heutigen Wahlen (festgelegte Wahlorte, Vorsitzende der Wahl, Beschränkungen der Wahl). Gleichzeitig lassen sich aber auch Unterschiede zur Gegenwart herausstellen: So sind heute die Altersgrenzen anders, es gibt keinen Ausschluss von Menschen, die staatliche Unterstützungsleistungen erhalten und auch der Wohnort muss nicht seit sechs Monaten dem Wahlbezirk zugehörig sein – und auch Frauen können heute selbstverständlich wählen. Grundsätzlich muss aber hinterfragt werden, wie mit diesem Wahlaufruf die Bevölkerung in der Peripherie und auch nichtalphabetisierte Bevölkerungsgruppen erreicht werden konnten.

Daniel Sobanski/Theresa Hiller

Lernort 

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