Kurze Erläuterung
Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 war die Deutsche Einheit zwar politisch vollendet. Der neue Nationalstaat war aber noch keineswegs geeint. Die Unterschiede in Identität, Kultur und z.T. auch Sprache z.B. zwischen Westfalen und Bayern waren noch groß. Genauso spalteten religiöse Unterschiede zwischen Protestanten, Katholiken und Juden oder soziale Unterschiede zwischen Bourgeoisie und Proletariern die Gesellschaft. Die Nation benötigte eine gemeinsame Identität und eine einigende nationale Erzählung.
Relevanz des Materials
Die Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts konstruierte eine solche Erzählung, indem sie die Idee der Deutschen Einheit in die ferne Vergangenheit projizierte und sich so eine fast 2000jährige Tradition erschuf. Im Jahr 9. n. Chr. brachte der germanische Stammesführer Arminius, der lange in der römischen Armee gedient hatte, eine kurzfristige Koalition germanischer Stämme zusammen, um drei römische Legionen zu vernichten.
Bereits 1838 wurde im Teutoburger Wald, am angeblichen Ort der heute sogenannten Varusschlacht, der Grundstein für ein Denkmal für den antiken Helden gelegt. Ursprünglich als nationaldemokratisches Denkmal gedacht, wurde die Statue zum einem Monument des vereinten Kaiserreichs. Am deutlichsten wird das auf einem Relief, das aus dem Metall einer eingeschmolzenen französischen Kanone gegossen wurde. Darauf werden Arminius (als angeblicher Beginner der Deutschen Einheit) und Wilhelm I. (als ihr Vollender) nebeneinander dargestellt.
Das Hermannsdenkmal ist ein Beispiel für die Konstruktion einer vermeintlichen Tradition, die Nationalismus, nationalen Zusammenhalt und das Ausschließen des Fremden (der Römer oder Franzosen) mit einem vermeintlichen historischen Ursprung legitimiert.
Daniel Sobanski
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