Kurze Erläuterung
Im Jahre 1623 wird Lippstadt von Truppen der Katholischen Liga angegriffen, die dem Befehl des Grafen Jacob von Bronckhorst zu Anholt (um 1580–1630) und dem kaiserlichen General Matthias von Gallas (1584–1647) unterstehen. Zuvor hatte der münsterische Fürstbischof Ferdinand von Bayern (reg. 1612–1650) die Truppen der Katholischen Liga um Hilfe bei der Abwehr der protestantischen Truppen gebeten. Weil die münsterländischen Städte jedoch bereits von bayrischen Truppen im Jahr 1621 verwüstet worden waren, verweigerten sie sich der Einquartierung der angeforderten Unterstützungstruppen. Das führte letztlich dazu, dass die Truppen der Katholischen Liga die münsterländischen Städte angriffen. Neben Dülmen ergaben sich noch Coesfeld, Warendorf, Beckum, Steinfurt und Wiedenbrück den Angreifern. Diese Ereignisse hatten verheerende ökonomische als auch politische Folgen für die Städte: Sie wurden fortan in ihrer Selbstverwaltung eingeschränkt, sodass ihnen Einkünfte aus der Verbrauchssteuer fehlten. Darüber hinaus wurden städtische Privilegien abgeschrieben und Rechte der Magistrate stark beschränkt. Mit der Einnahme der Städte durch Truppen der Katholischen Liga fielen sie zudem unter die Kontrolle des Fürstbischofs von Münster.
Die Zeichnung zeigt die Stadt Lippstadt und ihre Befestigung 1623 aus der Vogelperspektive. Außerhalb der Stadtmauern sind feindliche Truppenformationen zu erkennen. Datiert wird die Zeichnung etwa auf das Jahr 1640, was jedoch nicht mit den Lebensdaten des vermuteten niederländischen Zeichners Jacob van der Schley (1715–1779) übereingeht.
Relevanz des Materials
Die Karte zeigt die Bedrohung der Stadt durch unterschiedliche Truppen, die die Stadt von vielen Seiten belagern und angreifen. So kann die Karte als Ausgangspunkt dienen, um die Situation der belagerten Städte zu thematisieren u.a. die ökonomischen Folgen durch den Verlust von Autonomie und den damit zusammenhängenden Steuereinnahmen, die nun an die Besatzungsmacht abgetreten werden mussten.
Die Einzeichnung von italienischen und spanischen Truppen zeigt zudem auf, dass der Dreißigjährige Krieg kein regionaler Konflikt war, sondern Auswirkungen auf das Leben von Menschen aus ganz Europa hatte – als Soldaten und Söldner, aber auch für die Menschen in und außerhalb der belagerten Städte.
Helen Bittner
Das Museum am Standort Rathausstraße 13 – 1928 als Kreisheimatmuseum gegründet – birgt herausragende Exponate der Stadtgeschichte, darunter ein Bürgermeisterzepter des frühen 16. Jahrhunderts und viele Sachzeugnisse, von der Ur- und Frühgeschichte bis in die Zeit der Französischen Revolution, die den Aufbruch eines erstarkenden Bürgertums in Lippstadt dokumentieren.
Das Stadtmuseum ist dem Leitbild der Stadt verpflichtet und versteht sich als Kommunikationszentrum und Serviceeinrichtung für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt, ihre Gäste und kulturinteressierte Touristen. Basis dafür ist der kontinuierliche Ausbau, die Erschließung, Erforschung und zeitgemäße Präsentation der Sammlung. Dieses Konzept wird nachhaltig für nachfolgende Generationen realisiert, indem engagierte Lippstädter Bürgerinnen und Bürger mit ihrer persönlichen Geschichte in diesen Prozess eingebunden werden.
Die Bestände des Stadtmuseums Lippstadt sind im lokalen, aber überregional auch im europäischen Kontext bedeutsam. Sie spiegeln ein breites Spektrum von der Reformation, Bildungsgeschichte, Industrie- und Technikgeschichte sowie bäuerlichen und städtischen Leben wieder.