Pfeilspitzen
Sachquelle
Westfalen Jungsteinzeit

Kurze Erläuterung

Feuerstein war eines der wichtigsten Materialien für frühe Kulturtechniken der Menschen. Die gekonnte Bearbeitung des Steins mittels verschiedener Schlagtechniken ermöglichte die Herstellung scharfer und spitzer Klingen, denn Feuerstein bricht ähnlich wie Glas. Dabei konnten aus einer einzelnen Feuersteinknolle (als Knollen bezeichnet man Brocken aus Feuerstein) eine Vielzahl an unterschiedlich großen Klingen und Abschlägen gewonnen werden. Je nach Form und Größe wurden sie für verschiedene Arbeiten genutzt, z. B. zum Schneiden, Schaben, Kratzen oder Bohren. Bei Mikrolithen (von griechisch mikro = klein und lithos = Stein) handelt es sich um kleine Abschläge, die aufgrund ihrer spitzen Form und geringen Größe als Pfeilspitzen verwendet wurden. Das Holz der Pfeilschäfte ist nicht mehr erhalten, da sich das organische Material im Boden zersetzt hat. Zu Demonstrationszwecken sind diese ausgegrabenen Pfeilspitzen um rekonstruierte und abstrahierte Pfeilschäfte ergänzt.

Relevanz des Materials

In der Jungsteinzeit kam es zu einem prägenden Wandel der Landschaft in Westfalen. Dieser kann mithilfe der Pfeilspitzen genauer erarbeitet werden. Nach dem Ende der letzten Eiszeit breiteten sich aufgrund des wärmeren Klimas Wälder in Westfalen aus und drängten die zuvor bestehenden Steppen zurück. Der Lebensraum veränderte sich damit auch für die Tiere – große, schwerfällige Steppenbewohner wie das Mammut verschwanden, kleinere und flinkere Tiere wie Hirsche und Wildschweine verbreiteten sich und lebten zum Teil gut versteckt in den dichten Wäldern. Diese Veränderung zwang die Menschen dazu, ihre Jagdtechniken anzupassen: Die tierischen Waldbewohner waren zu schnell und das Gelände zu unwegsam für die Jagd mit dem Speer. Pfeil und Bogen wurden das Mittel der Wahl zur Beschaffung tierischer Nahrung. Daher zeugen die kleinen Pfeilspitzen gleichermaßen von großen Veränderungen von Klima und Lebensraum und  in der Lebensweise der Menschen.

Markus Albuschat

Lernort 

Das LWL-Museum für Archäologie und Kultur – Westfälisches Landesmuseum in Herne ist das zentrale „Schaufenster“ der LWL-Archäologie für Westfalen. Dort wird die Geschichte Westfalens entlang materieller Funde von den ersten Spuren menschlicher Aktivität bis zur jüngeren Vergangenheit erzählt. Die Funde und Befunde aus Westfalen werden dabei immer auch in größeren Kontexten verortet und mithilfe von nicht archäologischen Quellen und ausgefeilten analogen wie digitalen Darstellungsformen ergänzt.

LWL-Museum für Archäologie und Kultur – Westfälisches Landesmuseum in Herne