Kurze Erläuterung
Zwar wurden Erholungsaufenthalte bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts als Fürsorge für als gesundheitlich gefährdet betrachtete Stadtkinder durchgeführt, aber ab 1933 wurden diese Kinderlandverschickungen vor allem von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) durchgeführt. Diese sind nicht mit der Erweiterten Kinderlandverschickung zu verwechseln, die ab 1940 mit den Bombenangriffen im Deutschen Reich begannen. Spätestens ab dann führte die Hitlerjugend diese durch, aber auch schon zuvor gab es durch Überlappung der Kompetenzen, Unterstützung von der Jugendorganisation.
Die Kinder und Jugendlichen, die an der KLV teilnahmen, wurden in einer Art Ferienlager untergebracht, wo auch ein Lehrer täglichen Unterricht mit ihnen hielt. Zur Unterstützung des Lagerlebens fuhren auch Mitglieder HJ mit in die Lager. Neben dem natürlich ideologisch geprägten Unterricht, war das Lagerleben militärisch organisiert und umfasst Appelle, Fahnenhissen und Zapfenstreich zur Strukturierung des Tages. Die etwa dreiwöchigen Lageraufenthalte dienten dabei einerseits der Erziehung, aber natürlich auch einer gewissen Freizeitgestaltung der Teilnehmenden und waren für diese durchaus attraktiv und positiv betrachtet.
Relevanz des Materials
Die Fotografie zeigt zentral eine größere Gruppe von Mädchen, die vor oder neben ihren gepackten Koffern am Bahnsteig vor dem Bahnhof in Harsewinkel stehen. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass sich auch einzelne Jungen in der Gruppe befinden. Die Personen tragen private Kleidung keine Uniformen. Links hinter der Gruppe und rechts neben der Gruppe stehen einige Erwachsene. Dabei scheinen aber nur die Älteren rechts für die Kinder zuständig zu sein. Vorne steht ein Mann mit einer Armbinde (evtl. mit Hakenkreuz), dahinter eine Nonne, erkennbar an der weißen Haube und dem Habit, und zwei weitere Frauen.
Anhand des idyllisch wirkenden Fotos lässt sich die Vorfreude der Kinder auf das Lager der Kinderlandverschickung durch die lächelnden Gesichter erarbeiten. Es sind keine Eltern zu sehen, sodass der uneingeschränkte Einfluss auf und die Verantwortung für die Kinder durch den naistischen Träger in dieser Lagerzeit besonders deutlich wird.
Oliver Kottmann
Als Kultur- und Bildungseinrichtung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) hat das LWL-Medienzentrum für Westfalen den dreifachen Auftrag, das audiovisuelle Erbe der Region zu sichern (Bild-, Film- und Tonarchiv), die Geschichte und Gegenwart Westfalens mediengestützt zu dokumentieren und zu vermitteln (Medienproduktion) und das Lernen in der digitalen Welt in Schulen und außerschulischer Bildung zu unterstützen (Medienbildung und -bereitstellung).