Kurze Erläuterung

Die Gedenktafel würdigt einen besonders couragierten Politiker der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD): Otto Wels (1873–1939). Wels gehörte 1912–1918 und 1920–1933 dem Deutschen Reichstag an. Nach der Regierungsübernahme Hitlers begründete er als SPD-Fraktionsvorsitzender am 23. März 1933 die Ablehnung des Ermächtigungsgesetzes mit jenen Sätzen, die neben seinem Portraitrelief auf der Tafel zu lesen sind:
„Kein Ermächtigungsgesetz gibt Ihnen die Macht, Ideen, die ewig und unzerstörbar sind, zu vernichten!“ „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht!“
Am 23. März 1983, beschloss der Rat der Stadt Herten, den Platz vor dem Rathaus nach Otto Wels zu benennen. Am 16. September 1985 wurde die von Heinrich Brockmeier (*1938) gefertigte Gedenktafel aufgestellt. Brockmeier hat ein Atelier in Recklinghausen und ist als Maler und Bildhauer aktiv. Diebstahl der Tafel und Neubau der Rathausgalerien erzwangen Neuguss und Umstellung, bevor sie ihren jetzigen Standort unterhalb eines Baumes auf dem Otto-Wels-Platz erhielt.
Mit dem „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“ sollte die Regierung die Ermächtigung erlangen, ohne Zustimmung von Reichstag und Reichsrat sowie ohne Gegenzeichnung des Reichspräsidenten Gesetze zu erlassen. Für ein solches, die Verfassung änderndes Gesetz, bedurfte es einer Zweidrittelmehrheit des Parlaments, wobei nur zwei Drittel der Abgeordneten anwesend sein mussten. Lediglich die 94 Abgeordneten der SPD ließen sich nicht von den Drohgebärden der im Reichstag aufmarschierten Sturmabteilung (SA) einschüchtern und stimmten gegen die Selbstentmachtung des Parlaments. An der Abstimmung nicht teilnehmen konnten die 81 Abgeordneten der KPD. Ihre Mandate waren bereits am 8. März 1933 annulliert worden.
Das Ermächtigungsgesetz blieb bis zum Ende des NS-Regimes 1945 rechtliche Grundlage deutscher Gesetzgebung.

Relevanz des Materials

Auf Basis der Gedenktafel und der darauf abgebildeten Zitate kann zum einen das Ermächtigungsgesetz als zentrales politisches Instrument zur Machtübernahme der NSDAP thematisiert werden. Zum anderen lässt sich die Rolle der SPD und die Biographie Otto Wels im Besonderen erläutern. Auch auf die politische Debatte und die Reaktionen der anderen im Reichstag und Reichsrat vertretenen Parteien kann eingegangen werden.

Dr. Hendrik Martin Lange

Lernort 

Kunst im öffentlichen Raum ist Kunst für jedermann. Statt abgeschieden in den vier Wänden eines Museums begegnet sie uns im Straßenbild auf Schritt und Tritt. Der Gedanke einer Kunst für jedermann ist nicht neu. Seit der Antike besetzten weltliche Herrscher oft hoch zu Ross öffentliche Plätze und Grünanlagen, die Zügel ihres Pferdes fest in der Hand. Mit dem Ende des Kaiserreichs wandelte sich der Charakter öffentlicher Kunst. Aus den Denkmälern zu Ehren hochgestellter Persönlichkeiten entwickelte sich eine Plastik im Freien, die auch die Verdienste der Bürgerinnen und Bürger oder bedeutende Ereignisse aus der Stadtgeschichte für darstellungswürdig befand.

Kunst im öffentlichen Raum hat viele Gesichter. Manchmal polarisiert sie, wenn sie auf den ersten Blick dem Betrachter unverständlich bleibt oder zu eindeutig Partei nimmt. Sie regt zum Nachdenken und zur Diskussion an, lässt sich anfassen oder lädt zum Mitmachen ein, wie der Große Summstein von Hugo Kükelhaus

Stadt Herten