Kurze Erläuterung
Ab 1915 setzten die Bergwerke im Ruhrgebiet, im Saarland und in Schlesien zehntausende Kriegsgefangene und mehr oder wenig freiwillig angeworbene Zivilarbeiter aus den besetzten Gebieten ein. Nur durch diese Arbeitskräfte konnte das Deutsche Reich den wichtigen Steinkohlenbergbau weiterführen, obwohl viele deutsche Bergleute an die Front geschickt wurden. Die Haager Landkriegsordnung (ein 1899 geschlossenes Abkommen zur Kriegsführung, das z.B. die Wahl der Waffen, die Zerstörung von Gebäuden oder auch dem Umgang mit Kriegsgefangenen reglementiert) erlaubt es, Kriegsgefangene für Arbeiten heranzuziehen, die nicht im Zusammenhang mit den Kriegsanstrengungen stehen. Der Einsatz von Kriegsgefangenen in der Landwirtschaft und im Bergbau war daher vielleicht kein Bruch, aber mindesten ein Beugen des Völkerrechts, weil Nahrungsmittel und Kohle unerlässliche Rohstoffe für die Kriegswirtschaft darstellten. Die Behandlung der Zwangsarbeiter nahm nicht die brutalen und menschenverachtenden Formen an wie im Zweiten Weltkrieg.
Relevanz des Materials
Im vorliegenden Schreiben erläutert der Absender, wie die Zwangsarbeiter für die Zeche Schlägel und Eisen am günstigsten untergebracht werden können. Es lässt sich hier erkennen, dass der Einsatz und insbesondere die Unterbringung von Kriegsgefangenen für die Zechen auch Herausforderungen barg. Aus der Notwendigkeit, schnell viele Menschen unterbringen zu müssen, wurden hier anscheinend leerstehende Häuser zur Unterbringung genutzt, da der Bau von Baracken auf dem Zechengelände zu langsam und zu teuer gewesen wäre. Der Absender schreibt, dass er sich die Unterbringung an anderen Standorten angesehen hatte, was deutlich macht, dass dieses Problem nicht nur am Standort Schlägel und Eisen bestand, sondern zahlreiche Zechen betraf. Die Unterbringung von sechs bis sieben Leuten in einem Raum lässt Rückschlüsse auf die schlechten Bedingungen zu. In Kombination mit dem Schreiben der Recklingshäuser Bergwerksdirektion lässt sich gut erarbeiten, wie sehr Kriegsgefangene fester Bestandteil der Industrie im Deutschen Kaiserreichwaren, gleichzeitig die Unterbringung aber auch Aufwand und Kosten verursachte.
Daniel Sobanski
Das Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok) in Bochum bewahrt die Sammlungsbestände des Deutschen-Bergbau-Museums sowie das Bergbau-Archiv mit Dokumenten von Unternehmen und Institutionen des Deutschen Bergbaus. Das Deutsche Bergbau-Museum widmet sich als Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen dem Erbe des Deutschen Bergbaus. Die Dauerausstellung des Museums zeigt in vier Rundgängen und einem Anschauungsbergwerk die Geschichte der Arbeit unter Tage.