Kurze Erläuterung

Die als Krähenfüße bezeichneten spitzen Hindernisse wurden auf dem Boden ausgelegt und sollten verhindern, dass Personen ein Gebiet rennend oder in hoher Geschwindigkeit durchqueren konnten. Sie sind aus vier Eisenstiften hergestellt, von denen immer einer spitz nach oben gerichtet ist, während die anderen drei auf dem Boden liegen. Im Gras verteilt waren sie nur schwer auszumachen. Ihr Einsatz musste aber vorbereitet und geplant werden und stellte in gewisser Weise die erste Verteidigungslinie eines Römerlagers dar. Auf einen solchen Krähenfuß zu treten war gefährlich und konnte ernste Verletzungen nach sich ziehen. Sie wurden vor den Wällen des Römerlagers in Haltern gefunden. Dort wurden ebenfalls Pfeilspitzen und Bleigeschosse gefunden. Die Pfeilschäfte sind nicht mehr erhalten. Die Bleigeschosse wurden mit Schleudern verschossen und waren eine ebenso gefährliche Waffe wie die Pfeile.

Relevanz des Materials

An diesen drei Objektarten lässt sich die römische Herrschaftssicherung in Westfalen erarbeiten, die v.a. durch eine militärische Dominanz geprägt war, zu der auch ausgefeilte Abwehrtechniken gehörten. Diese drei unterschiedlichen Gegenstände zeugen vermutlich von einem Angriff auf das römische Lager in Haltern: Die Krähenfüße hielten die Angreifer auf, während sie von den Wällen mit Pfeilen und Schleudergeschossen beschossen wurden. Die aufwändigen Abwehranlagen ermöglichten es den Soldaten des Römischen Reichs, in der relativen Sicherheit ihrer Befestigung zu bleiben und den in seiner Beweglichkeit eingeschränkten Angreifer zu bekämpfen. Mutmaßlich handelte es sich bei den Angreifenden um Menschen aus dem Gebiet des heutigen Westfalens, gesichert ist dies aber nicht. Der koordinierte Einsatz von Krähenfüßen und Fernkampfwaffen aus einer technischen und taktischen Überlegenheit heraus kann dabei als ein Merkmal römischer Herrschaftssicherung in Westfalen verstanden werden.

Markus Albuschat

Lernort 

Das LWL-Römermuseum Haltern am See ist das Zentralmuseum für Römische Militärgeschichte in Nordwestdeutschland. Die Dauerausstellung des Hauses zeigt Funde aller Römerlager an der Lippe und ergänzt diese mit zahlreichen Rekonstruktionen, Filmen und Animationen, so dass die 28-jährige Geschichte der Römer in Westfalen lebendig erzählt wird. Das Museum befindet sich am Standort des ehemaligen Römerlagers Aliso und verfügt über eine Außenfläche mit Teilrekonstruktionen des Lagers. Das Gelände ist auch heute noch eine Ausgrabungsstätte, weshalb immer wieder spektakuläre Neufunde die Ausstellung erweitern. Regelmäßige Sonderausstellungen erweitern die Perspektive auf größere Zusammenhänge und aktuelle Bezüge.

LWL-Römermuseum Haltern am See