Kurze Erläuterung
Innenpolitische Instabilität und die Unterstützung des französischen Königs durch andere europäische Machthaber führte im Anschluss an die Französische Revolution zu Kriegen zwischen der jungen französischen Republik und den Nachbarstaaten. Das heute als Westfalen bezeichnete geographische Territorium war damals nicht einem Landesherren untergeordnet, sondern Teil unterschiedlicher Besitztümer meist unter geistlicher Herrschaft. Die durch die Revolution in Gang gesetzte Säkularisierung wurde im Reichsdeputationshauptschluss 1803 formal bestätigt. Durch den Machtverlust der kirchlichen Landesherr:innen wurde z.B. das Fürstbistum Münster auf acht neue Landesherren verteilt, wobei der größte Teil an Preußen fiel. Gerade der Wechsel zu einer nun protestantisch geprägten Regierung sorgte daher für Ablehnung und Sorgen vor der preußischen Machtdurchsetzung.
Relevanz des Materials
Mit der Auflösung des Fürstbistums Münster gehörte das Stift Paderborn nun dem preußischen Hoheitsgebiet an. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. verkündigt in dem Patent seinen Herrschaftsanspruch und fordert von seinen neuen Untertan:innen Gehorsam und Treue. Gleichzeitig sichert der neue preußische Landesherr seinen Untertan:innen Schutz und sichert ihnen zu, die neuen Landesteile als vollberechtigte Teile Preußens anzuerkennen. Eine Kontrolle durch die neue Herrschermacht wird durch die Auflistung der mit der Machtdurchsetzung beauftragten Generäle zwar angedeutet, die personelle Kontinuität in Verwaltung und Administration lässt jedoch darauf schließen, dass die Einmischung in lokale Geschehnisse eher gering war. So können Beziehungen zwischen der Reichszentren und der Peripherie – in diesem Fall Westfalen – erarbeitet werden. Gleichzeitig wird hier der Wunsch nach einer friedlichen Machtübernahme deutlich, wenn von „sämmtlichen Einwohnern und Unterthanen des Stiftes Paderborn, wes Standes oder Würden seyn mögen“, sich der preußischen Herrschaft zu unterwerfen und sich nicht (militärisch) zu widersetzen.
An dem Patent lässt sich zudem rein formal erarbeiten, wie offizielle Textstücke des 19. Jahrhunderts formuliert wurden. Dabei lassen sich noch viele Strukturelemente mittelalterlicher Urkunden erkennen.
Theresa Hiller / Andrea Lorenz
Die Geschichte Westfalens entdecken, erleben, erforschen
Der Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Münster e.V. erforscht und vermittelt die Geschichte Westfalens. Dabei beschränken wir uns nicht auf Historisches, sondern nehmen auch kunstgeschichtliche, volkskundliche und archäologische Themen in den Blick.