Protokoll zur Errichtung eines Mahnmals
Textquelle
Gronau 1979

Kurze Erläuterung

Ende der 1970er Jahre begann eine neue Zeit des Erinnerns an die Verbrechen des Nationalsozialismus. Nachdem die direkte Nachkriegszeit von einem Schweigen geprägt war und insbesondere die Verfolgtengruppen keine Beachtung fanden, begann ab Ende der 1960er Jahre – mit einer stärkeren Ausprägung aber Ende der 1970er Jahre – eine neue Phase des Erinnerns an die Verbrechen der Nationalsozialist:innen. Neben großen politisch-juristischen Ereignissen wie den Majdanekprozessen gegen ehemalige SS-Mitglieder und Wachpersonal des Konzentrationslagers Majdanek sowie gesellschaftlichen Ereignissen wie der US-amerikanischen Serie „Holocaust – die Geschichte der Familie Weiß“ erstarkten zu dieser Zeit auch regionale Initiativen, die sich mit der lokalen Perspektive der Shoah auseinandersetzten und diese, häufig nebenberuflich, erforschten. In diese Bewegung ist die hier thematisierte Errichtung zweier Gedenktafeln einzuordnen.

Relevanz des Materials

Durch die Errichtung der beiden Gedenkplatten an die ehemaligen Synagogen in Gronau und Epe werden die Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung wieder sichtbar gemacht. Aus der Beschlussvorlage des Hauptausschusses der Stadt Gronau wird die offenkundige Bereitschaft deutlich, in der Stadt Raum für Gedenken zu schaffen. Deutlich wird jedoch auch, dass sich das Gedenken hier zunächst nur auf die ehemalige jüdische Bevölkerungen Gronaus und Epes bezieht und andere Opfergruppen hier nicht berücksichtigt werden. Die Initiative für die Gedenkplatten ging zwar von der SPD aus, die Erweiterung von Gronau auf Epe macht allerdings deutlich, dass das Thema auch in weiteren politischen Kreisen als durchaus relevant angesehen wurde.

Theresa Hiller

Lernort 

Das Stadtarchiv Gronau ist besonders für Untersuchungen zur Textilwirtschaft wichtig. Da die Stadt Gronau und ihre Verwaltung auf eine vergleichsweise junge Geschichte zurückblicken, gliedert sich das Archivgut in entsprechend neuzeitliche Schwerpunkte. Die Besucher/innen erwarten Aktenbestände der Verwaltung, die bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückreichen; Unterlagen zur Gronauer Textilindustrie, mit deren Anfängen etwa 1850 die Stadtwerdung Gronaus begann; ein Bildarchiv, dessen inhaltliche Schwerpunkte im Bereich der Gronauer Textilindustrie liegen; ein Zeitungsarchiv, welches in erster Linie die Ausgaben der Gronauer Nachrichten/Westfälische Nachrichten ab 1960 (mit Lücken auch ältere Sammlungen) bereithält; eine Bibliothek, deren Bestände weite Teile des publizierten Wissens über die Stadt Gronau, ihre Geschichte und die grenzüberschreitende Region (Dreiländereck) enthält.

Stadtarchiv Gronau