Paderborner Anzeiger über den Kriegseintritt der USA
Textquelle
Paderborn am 10.04.1917

Kurze Erläuterung

Zu Beginn des Krieges hatten sich die USA noch neutral erklärt und von jeglichen direkten Kriegshandlungen abgesehen, obwohl sie insbesondere Großbritannien durchaus beachtliche wirtschaftliche Unterstützung zukommen ließen. Erst die am 1. Februar 1917 vom Deutschen Reich vorgenommene Erklärung des „uneingeschränkten U-Boot-Krieges“ veranlasste auch die Vereinigten Staaten dazu, am 6. April 1917 dem Deutschen Reich formal den Krieg zu erklären. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Westfront bereits in einem zermürbenden Grabenkrieg verloren, welcher keiner der beteiligten Kriegsparteien größere Fortschritte einbringen konnte. Die auf die Kriegserklärung folgende Mobilmachung in den USA sollte jedoch dafür sorgen, dass innerhalb kürzester Zeit eine gewaltige Armee ausgehoben wurde, die bereits im Sommer 1918 mit etwa 2 Millionen US-amerikanische Soldaten in Europa kämpfen und somit beträchtlichen Einfluss auf die Entwicklung des Krieges zugunsten der Entente nehmen sollte.

Relevanz des Materials

Bei diesem Artikel aus dem Paderborner Anzeiger vom 10. April 1917 handelt es sich um eine direkte Reaktion auf die erfolgte Kriegserklärung der Vereinigten Staaten. Dabei ist sie keinesfalls die Schlagzeile der Ausgabe und fällt zudem betont gelassen aus. Wiederholt rückt sie die titelgebenden „starken Nerven“ der Deutschen in den Vordergrund, welche als Garant für die Überlegenheit und den vermeintlichen Sieg des deutschen Militärs ausgemacht werden. In Anbetracht des bereits festgefahrenen und extrem verlustreichen Grabenkrieges im Westen erscheint die Zuversicht des Autoren verblendet. Es handelt sich dabei um Durchhalteparolen, um Propaganda, welche die Stimmung abseits der Front besänftigen sollte. Alles, was es brauchte, waren schließlich starke Nerven. Durchhalten. An den Fronten wie in der Heimat.
Neben der kontinuierlich vorgenommen Hervorhebung der Überlegenheit der deutschen Armee ist auch die abschätzige Haltung gegenüber den Vereinigten Staaten bemerkenswert. Tatsächlich waren die USA zu diesem Zeitpunkt noch keineswegs die militärische Weltmacht, welche sie im Laufe des 20. Jahrhunderts werden sollten, und mussten darüber hinaus auch noch einen Ozean überqueren, bevor sie in den Krieg eingreifen konnten. Aus diesen Umständen mag die Haltung des Autoren wohl entsprungen sein. Die US-Armee musste mit intensiven Werbekampagnen zunächst einmal rekrutiert werden, was in bis dato unvergleichlichem Maße geschehen ist. Doch letztendlich konnten auch die vom Autoren gepriesenen deutschen U-Boote die Ankunft von 2 Millionen US-Soldaten in Europa und die auch damit verbundene Kriegsniederlage nicht verhindern.
Sofern bereits Kenntnis über den Ausgang des Ersten Weltkrieges sowie die Rolle der Amerikaner darin vorhanden ist, kann dieser Artikel Aufschluss über die propagandistische Kriegsberichterstattung der Zeit bieten, welche zunehmend Durchhalteparolen in den Vordergrund rückte. Um die Wirkung solcher Artikel verstehen zu können, ist darüber hinaus auch die Bedeutung der Zeitung als das Massenmedium des (frühen) 20. Jahrhunderts unerlässlich.

Mario Polzin

Lernort 

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