Kurze Erläuterung
Jugendwehren entstanden in den 1890er Jahren überall im Deutschen Reich und gaben Jugendlichen eine erste militärische Ausbildung. Die Existenz solcher paramilitärischen Vereine unterstreicht, welch große Bedeutung das Militär in der Öffentlichkeit des Wilhelminischen Reiches spielte. Die Jugendwehren wurden zwar von Kriegervereinen gefördert und vom Kaiser begrüßt, ihre Bedeutung blieb aber bis 1914 gering. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurden die Jugendwehren aber zunehmend populärer.
Die Fotopostkarte der Jugendwehr Osterfeld i.W. (heute ein Stadtteil von Oberhausen) zeigt Jugendliche „nach dem auswerfen eines Schützengrabens“ wie der Absender der Karte einem Bekannten an der Front schreibt.
In der ersten Siegeseuphorie nach Ausbruch des Krieges meldeten sich viele Schüler und Studenten freiwillig, reisten an die Front und oft in den Tod, wie Erich Maria Remarque im Roman „Im Westen nichts Neues“ eindringlich beschrieben hat.
Relevanz des Materials
An dem Postkartenmotiv lassen sich mehrere Dinge ablesen. Die Jugendlichen mit einheitlichen Mützen beim Ausgraben des Schützengrabens unter der Anleitung eines Militärs zeigen die starke Militarisierung des Kaiserreichs, die auch in Freizeitbereichen wie Sport oder hier Jugendwehren deutlich wird. Damit unterscheidet sich die Jugend hier deutlich von der Jugend des 21. Jahrhunderts. Auch die Kleidung unterscheidet sich deutlich und ist Zeichen einer stärker formalisierten Gesellschaftsstruktur.
Der hier bereits deutlich werdende Militarismus könnte ein Grund für die spätere Kriegseuphorie zu Kriegsbeginn 1914 gewesen sein, da v.a. auch viele junge Menschen durch diesen großen Einfluss von Militär auf ihren Alltag eine geringere Distanz zu kriegerischen Handlungen aufgenommen haben könnten.
Daniel Sobanski
Unter dem Dach des Westfälischen Landesmuseums sind acht ehemalige Orte der Arbeit vereint. Die Industriedenkmale faszinieren durch ihre einmalige Architektur. Veranstaltungen und Ausstellungen füllen die Häuser mit Leben. Sie verknüpfen Themen aus der Vergangenheit mit aktuellen Fragen. So bilden die ausgedienten Fabriken heute ein lebendiges und vielseitiges Forum für Industriekultur.