Boykott jüdischer Geschäfte
Bildquelle
Paderborn 1933

Kurze Erläuterung

Die antisemitischen Pogrome der Nationalsozialist:innen fanden mit dem Novemberpogrom  vom 9. auf den 10. November 1938 ihren menschenverachtenden Höhepunkt. Doch bereits vor der endgültigen Machtübernahme der NSDAP – durch den Erlass des Ermächtigungsgesetzes vom 24. März 1933 – erfolgten aus nationalsozialistischen und weiteren antisemitischen Kreisen immer wieder Boykottaufrufe und Angriffe auf jüdische Geschäfte und Unternehmen. Auf den hier vorliegenden Fotos sind vier jüdische Geschäfte zu sehen, welche im Zuge solcher antisemitischen Boykotte am 11. März 1933 in Paderborn mit Hakenkreuze und unterschiedlichen Parolen beklebt worden sind.

Relevanz des Materials

Die Fotos lassen sich hinsichtlich der Diskrepanz zwischen Teilnahmslosigkeit der Passant:innen und der Schärfe der hinterlassenen Parolen (Todesdrohungen, „Heil Hitler“) untersuchen. Die Drohungen können durchaus als Anlass genommen werden, um auch über heute gängige, ausländerfeindliche und antisemitische Aussagen zu diskutieren.
Anhand des auf den Plakaten allgegenwärtigen Bezugs auf die NSDAP und auf Adolf Hitler selbst lässt sich außerdem auf die selbstinszenatorische Funktion der Boykotte hinweisen. Sie waren zweifellos ein öffentlichkeitswirksamer Teil des Wahlkampfes.
Um die Radikalisierung der vom NS-Regime orchestrierten antisemitischen Angriffe im öffentlichen Raum zu verdeutlichen, bieten sich Vergleiche mit dem reichsweiten Boykott vom 1. April 1933 sowie dem Novemberpogrom 1938 an.

Mario Polzin

Lernort 

Die Lippische Landesbibliothek ist ein Ort für Medien, Kommunikation und Kompetenz und die wissenschaftliche Universalbibliothek mit regionalem Profil in Lippe. Sie ist Bildungspartner für Schulen und andere Einrichtungen der Region. Die Bibliothek ist in der Bibliothekslandschaft des Landes NRW ein Unikum: die einzige öffentliche Bibliothek wissenschaftlich-universellen Zuschnitts, die nicht einer Hochschule oder Universität dient. Sie ist auch die einzige wissenschaftliche Universalbibliothek in NRW, die vom Land institutionell gefördert wird. Obwohl die Bibliothek die Bezeichnung »Landesbibliothek« im Namen behalten hat, erfüllt sie keine genuin landesbibliothekarischen Aufgaben in Nordrhein-Westfalen, wie sie im Kulturgesetz des Landes festgelegt sind (dafür sind die Universitäts- und Landesbibliotheken in Bonn, Düsseldorf und Münster zuständig).

Lippische Landesbibliothek