Schreiben über Vergrößerung der Provinz Westfalen
Textquelle
Westfalen am 04.01.1867

Kurze Erläuterung

Preußen unter Otto von Bismarck schrieb sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Ziel der deutschen Einheit durch „Eisen und Blut“ auf die Fahnen. Bismarcks Konzept einer kleindeutschen Lösung unter Führung Preußens stand gegen die großdeutsche Lösung unter Führung Österreichs.
Nach ihrem Sieg über Dänemark löste ein Streit über die Verwaltung der Elbherzogtümer 1866 einen Krieg zwischen Preußen und Österreich aus. Österreich wurde von den mittelgroßen Staaten unterstützt, Preußen von einer Reihe norddeutscher Staaten sowie Italien. Preußen siegte nach wenigen Wochen in der Schlacht von Königgrätz. Nach dem Krieg annektierte das siegreiche Preußen das Königreich Hannover, die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Nassau, das Kurfürstentum Hessen und die freie Stadt Frankfurt am Main sowie Teile des Großherzogtums Hessen und des Königreichs Bayern. Die verbliebenen Staaten nördlich der Mainlinie wurden Mitglieder des Norddeutschen Bundes. Mit den süddeutschen Staaten schloss Preußen Bündnisse. Österreich war damit kein Akteur mehr.

Relevanz des Materials

Im Januar 1867 sandte ein westfälischer Verwaltungsbeamter, vermutlich Oberpräsident Franz von Duesberg, ein Schreiben an die preußischen Innen- und Finanzminister Friedrich Graf zu Eulenburg und August von der Heydt. Darin schlug er vor, die hannoverschen Gebiete Ostfriesland, das Fürstentum Osnabrück sowie Arenberg-Meppen, Bentheim, Lingen und Emsbüren in die Provinz Westfalen einzugliedern. Er begründete seinen Vorschlag mit historischen Verbindungen dieser Gebiete mit Preußen. Außerdem wollte er ein günstigeres Verhältnis zwischen katholischer und evangelischer Bevölkerung im Regierungsbezirk Münster herstellen. Er führte auch wirtschaftliche Gründe an. Emden und Leer sollten Nordseehäfen für die westfälische Industrie werden, Westfalen und Rheinland sollten die Zollgrenze zu den Niederlanden verwalten.
Der Vorschlag wurde nicht umgesetzt. Hannover wurde zur eigenen Provinz und bildet seit 1945 mit dem Großherzogtum Oldenburg und dem Herzogtum Braunschweig das Land Niedersachsen. Emden wurde aber mit dem Bau des Dortmund-Ems-Kanals 1892-99 tatsächlich zum Nordseehafen für Westfalen.

Daniel Sobanski

Lernort 

Das Landesarchiv NRW verwahrt an seinen drei Standorten Duisburg, Detmold und Münster historische Dokumente aus der Geschichte Nordrhein-Westfalens. Die Abteilung Westfalen des Landesarchivs NRW entstand im Jahre 1829 als „Königliches Provinzialarchiv“ in Münster. Hier wurden Archivalien der aufgelösten alten Territorien und der säkularisierten Klöster der preußischen Provinz Westfalen zusammengeführt. Diese waren zuvor an verschiedenen Stellen des Landes in „Archivdepots“ gesammelt worden, um sie vor Zerstreuung und Verlust zu retten. Nach der Entstehung des Landesarchiv NRW 2004 wurde das Staatsarchiv Münster 2008 zur Abteilung Westfalen.
Hier werden nun Archivalien aus 12 Jahrhunderten verwahrt: rund 100.000 Urkunden, 36 Kilometer Akten, 80.000 Karten und Pläne, 3.400 Aufschwörungstafeln, 2.000 Handschriften, 4.500 Plakate, 2.000 Bilder und Fotos, sowie Elektronisches Archivgut. Eine Nutzung ist sowohl im Lesesaal als auch online möglich. Für Schüler:innen sowie Lehrer:innen steht ein Archivpädagoge als Ansprechpartner bereit.

Landesarchiv NRW – Abteilung Westfalen