Kurze Erläuterung
Jede kommunale Behörde muss Verwaltungsberichte verfassen. In der Regel geschieht dies jährlich. Die Stadtverwaltung legt damit Rechenschaft über die geleistete Arbeit ab. Diese Verwaltungsberichte geben einen Überblick über die verschiedenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Felder des Ortes.
Von September 1925 bis zum Juli 1933 war der parteilose Curt Heinrich Träger der Oberbürgermeister der Stadt Herne. Herne war eine der bedeutendsten Bergbaukommunen des europäischen Kontinents. Durch die Weltwirtschaftskrise, die auch schon so im Bericht benannt wird, kommt es zu einer umfassenden Krise. Wie auch die Städte im Ruhrgebiet war Herne stark von der Kohleindustrie abhängig. Da auch dieser Wirtschaftszweig von der Krise betroffen war, fehlten der Stadt wichtige Einnahmen und waren 40,57 Prozent der Bevölkerung im März 1932 auf Unterstützung angewiesen. Die Verwaltung musste sparen und die Vorgaben der Regierung wurden durchaus kritisch gesehen, da sie an die Substanz gingen und der Bürgermeister selbst einräumte, dass soziale Probleme nicht mehr angegangen werden konnten.
Relevanz des Materials
In dem Jahresrückblick des Verwaltungsberichtes der Stadt Herne wird die ganze Wucht der Weltwirtschaftskrise sichtbar. Die Ruhrgebietsstadt litt unter einer Massenarbeitslosigkeit und dem Sparzwang. Die Verwaltung räumte selbst ein, dass die kulturelle und soziale Entwicklung gefährdet ist. Zur Belastung für die Demokratie trug die Sparpolitik des Reichskanzlers Dr. Heinrich Brüning (1885-1970) von 1930 bis 1932 bei. Der national-konservative Katholik saß für das Zentrum seit 1924 im Reichstag. Nach dem Scheitern der Großen Koalition, beauftragte Reichspräsident Hindenburg Brüning mit der Regierungsbildung. Er bildete das erste sog. Präsidialkabinett, d.h. eine Minderheitsregierung, die auf die Rechte des Reichspräsidenten zurückgreift (Artikel 48). Die parlamentarische Demokratie wurde geschwächt, es war aber verfassungskonform. Mittels Notverordnungen regierte Brüning, bis Hindenburg ihm im Mai 1932 das Vertrauen entzog. Brüning war wegen seiner Sparmaßnahmen zur Bekämpfung der Weltwirtschaftskrise unbeliebt.
Dr. Hendrik Martin Lange
Das Stadtarchiv hat die Aufgabe, Dokumente zur Geschichte der Stadt Herne und ihrer Region zu sichern, zu übernehmen, zu verwahren, zu erschließen, zu erforschen, zu veröffentlichen oder sonst nutzbar zu machen und zur Wahrung der Rechte der Stadt Herne beizutragen. Dabei bewahrt es das schriftliche Kulturerbe in seinem Zuständigkeitsbereich. Es sichert Rechts- und Kulturgüter von hohem Wert und dient den Bedürfnissen der Gesellschaft nach historischer Information, Transparenz des Verwaltungshandelns und Rechtssicherheit. Als ergänzende Dokumentationen übernimmt das Stadtarchiv zu den amtlichen Beständen auch Archivalien privater Herkunft und sammelt andere für die Regionalgeschichte wesentliche Dokumente.
Im Rahmen der historischen Bildungsarbeit bietet das Stadtarchiv für alle Altersgruppen Möglichkeiten zum Erleben und Lernen der lokalen Geschichte an. Besonderer Wert wird auf archivpädagogische Veranstaltungen und Projekte mit Herner Schulen aller Jahrgangsstufen gelegt. Mehr als 1100 Jahre Stadtgeschichte laden zum Forschen und Stöbern ein. Das Stadtarchiv Herne ist Mitglied der Initiative Bildungspartner NRW – Archiv und Schule.