Kurze Erläuterung
Im Sommer 1941 begann die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion anzugreifen. Im Gegensatz zu den Kämpfen gegen Frankreich war der Krieg gegen die Sowjetunion stark geprägt von der nationalsozialistischen Rassenideologie, die die Menschen in Osteuropa als rassisch unterlegen darstellte. Neben den kriegerischen Auseinandersetzungen ermordeten sog. Einsatzgruppen systematisch die dort lebende jüdische Bevölkerung, Minderheiten wie Sinti und Roma sowie Kommunist:innen.
Gleichzeitig war der geplante Blitzkrieg jedoch durch die Witterungsbedingungen immer wieder ins Stocken geraten, da die deutschen Truppen nicht ausreichend auf die Hitze im Sommer und die extrem kalten Temperaturen im Winter ausgestattet waren. Nach drei Jahren Krieg in Osteuropa übernahm die Rote Armee mit Unterstützung der westlichen Alliierten immer stärker die Überhand über die Kämpfe und stand 1944 bereits vor den ehemaligen Grenzen des Deutschen Reichs. Im Frühjahr 1945 gelangten die sowjetischen Truppen schließlich bis vor Berlin. Mit den Kämpfen um Berlin endete schließlich im Mai 1945 der Krieg mit der Kapitulation der Wehrmacht endete.
Die privaten Filmaufnahmen von Helmut Machemer geben Einblicke in den Kriegsalltag der deutschen Soldaten während des Krieges in der Ukraine. Helmut Machemer aus Münster hatte sich mit Kriegsbeginn als Arzt freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet, da er hoffte, durch die aktive und erfolgreiche Kriegsteilnahme seine Frau, die nach den nationalsozialistischen Rassegesetzen als sog. „Halbjüdin“ galt und seine drei Kinder zu schützen. Er hielt seinen Kriegsalltag auf Film fest, nicht, weil er den Krieg unterstützte, sondern, weil er die Grauen des Krieges und die Geschehnisse an der Front dokumentieren wollte. Helmut Machemer überlebte den Krieg nicht, kurz nach seinem Tod wurden jedoch seiner Frau die gleichen Rechte wie der arischen deutschen Bevölkerung zugesprochen, sodass die Familie weiter in Deutschland bleiben konnte.
Relevanz des Materials
In den hier ausgewählten Filmaufnahmen wird gezeigt, wie nach einer Kampfhandlung verletzte Soldaten versorgt werden und wie die Soldaten an der Front mit dem Tod von Kameraden umgingen. Sie geben damit Einblicke in einen spezifischen Aspekt des Alltags der Soldaten und Ärzte, die insbesondere nach Kampfhandlungen zahlreiche, auch tödlich, verwundete Soldaten versorgen mussten. Gleichzeitig wird auch sichtbar, dass Krieg nicht nur aus andauernden Kampfhandlungen besteht, sondern es immer wieder Phasen des Stillstands gibt, in denen logistische und gesundheitliche Versorgung im Vordergrund steht. Zum Ende des längeren Filmausschnitts wird der Transport verletzter Soldaten von der Erstversorgung an der Front bis zum Verladen in ein Flugzeug gezeigt, das sie dann zur weiteren Versorgung brachte. Deutlich wird, dass die hygienischen und medizinischen Maßstäbe in keiner Weise mit heutigen vergleichbar sind (Behandlung ohne Handschuhe oder ausreichende Betäubung etc.).
Andere Aufnahmen von Helmut Machemer zeigen auch Plünderungen oder Militärübungen der Truppe.
Theresa Hiller
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