Kurze Erläuterung

Herne war eine der bedeutendsten Bergbaukommunen des europäischen Kontinents. Durch die Weltwirtschaftskrise 1929 kam es zu einer umfassenden Krise. Auch der Wirtschaftszweig der Kohleindustrie war von ihr betroffen. Die Krise führte dazu, dass 40,57 % der Bevölkerung auf Unterstützung angewiesen waren. Die Stadt Herne erwägte infolgedessen, den Konkurs der Stadt beim Amtsgericht anzumelden.
Im Jahresrückblick des Verwaltungsberichtes der Stadt Herne wird die ganze Wucht der Weltwirtschaftskrise sichtbar. Die Ruhrgebietsstadt litt derart unter Massenarbeitslosigkeit und dem Sparzwang, dass die Verwaltung die kulturelle und soziale Entwicklung der Stadt als gefährdet ansah. So mussten beispielsweise Schulen vorübergehend geschlossen werden, da sie nicht mehr beheizt werden konnten. Zu dieser gesellschaftlichen Belastung trug auch die Sparpolitik des Reichskanzlers Dr. Heinrich Brüning von 1930–1932 bei. Aufgrund der von ihm verodneteten Sparmaßnahmen war er im Volk entsprechend unbeliebt. Mittels Notverordnungen regierte Brüning, bis ihm 1932 Reichspräsident Paul von Hindenburg das Vertrauen entzog.

Relevanz des Materials

Mittels des Materials können die Folgen und Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise im Ruhrgebiet am Beispiel der Stadt Herne skizziert werden. In der Weltwirtschaftskrise werden die Interdependenz und Fragilität der Volkswirtschaften sowie verschiedene Lösungsansätze und deren Folgen deutlich. Das Material zeigt eingangs bereits, wie hart die Stadt Herne von der Krise betroffen war – so ist die Rede von einem „restlosen finanziellen Zusammenbruch“, den die Stadt getroffen hat: Die kommunale Entwicklung stagnierte. Das Material vermittelt somit deutlich die Notlage der Stadt, die beispielhaft ist für Städte und Gemeinden der Ruhrgebiets. Die Stadt überlegte – wie auch andere Orte des Region – bereits, den Konkurs der Stadt anzumelden.
Der Wirtschaftsbericht eignet sich demnach auch, um die lokalen Folgen der Weltwirtschaftskrise im Ruhrgebiet zu thematisieren und die getroffenen Sparmaßnahmen zu diskutieren. Der Bericht zeigt die Sparmaßnahmen und die Zwangslage des Staats und der Stadt und verdeutlicht die Herausforderungen, die bestehenden Ausgaben zu priorisieren. Obwohl einerseits Schulschließungen durchgeführt worden sind, weil Brennmaterial zu teuer wurde, entschied sich die Stadt Herne „entgegen dem ausdrücklichen Verbots“, zumindest die Feuerwachen mit Heizmaterial auszustatten.
Der Bericht bietet die Möglichkeit, die lokale Politik der Zeit zu thematisieren und die aus der Gegenwartsperspektive drastischen Erlässe – wie beispielsweise die Schulschließungen – zu hinterfragen.

Dr. Hendrik Martin Lange / Sebastian Sayn / Andrea Lorenz

Lernort 

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