CARE-Paket
Sachquelle
Bochum/Westfalen 1946-1960

Kurze Erläuterung

Schon seit Kriegsbeginn 1939 formierten sich in den USA erste Auslandshilfeorganisationen, welche sich in den europäischen Kriegsgebieten zu engagieren versuchten. Diese Hilfsleistungen flossen bis zum Kriegseintritt der USA im Jahre 1941 auch nach Deutschland. In erster Linie handelte es sich dabei um private Organisationen, welche oftmals Versorgungspakete an Verwandte verschickten. Das 1941 erlassene Verbot von Hilfsleistungen nach Deutschland wurde schließlich im Dezember 1945 gekippt, sodass die nur einen Monat zuvor gegründete „Cooperative for American Remittances to Europe“, kurz CARE, schon bald ihre Arbeit aufnehmen konnte. Die CARE koordinierte die Hilfslieferungen nach Europa und im August 1946 trafen die ersten Hilfspakete in Deutschland ein. Zunächst handelte es sich noch um private Pakete sowie um aufgekaufte Militärrationen, ab März 1947 stellte die CARE schließlich eigene Lebensmittelpakete zusammen, welche jeweils einen Nährwert von ungefähr 40.000 Kilokalorien enthielten. Das standardisierte Paket enthielt:

  • 1 Pfund Rindfleisch in Kraftbrühe
  • 1 Pfund Steaks und Nieren
  • 0,5 Pfund Leber
  • 0,5 Pfund Corned Beef
  • 0,75 Pfund „Prem“ (vergleichbar mit Frühstücksfleisch)
  • 0,5 Pfund Speck
  • 2 Pfund Margarine
  • 1 Pfund Schweineschmalz
  • 2 Pfund Zucker
  • 1 Pfund Honig
  • 1 Pfund Schokolade
  • 1 Pfund Aprikosen-Konserven
  • 0,5 Pfund Eipulver
  • 2 Pfund Vollmilch-Pulver
  • 2 Pfund Kaffee
  • 1 Pfund Rosinen

Bis zum Jahre 1960 gelangten insgesamt 9,5 Millionen Lebensmittelpakete nach Westdeutschland. Die sowjetischen Besatzungszonen hingegen wurden nicht beliefert.

Relevanz des Materials

Lebensmittelknappheit ist eines der dringlichsten Probleme der unmittelbaren Nachkriegszeit in Deutschland. Vielerorts wird gehungert, Lebensmittel werden rationiert ausgegeben und es wird immer wieder zur gesteigerten Selbstversorgung aufgerufen. Die amerikanischen CARE-Pakete schaffen ihren Empfängern zumindest zeitweise Abhilfe und durch Luxusartikel wie Honig oder Schokolade auch ein wenig Genuss. Da die Pakete zunächst nur persönlich adressiert werden, profitieren jedoch längst nicht alle Familien von ihnen. Dieser Umstand verleitete mitunter auch zu Betrügereien: So geht etwa aus einem Schriftverkehr der Leiterin der Verfolgtenfürsorge bei der Caritas hervor, dass ein Mann aus Paderborn Briefe an ihm unbekannte Personen in die USA geschickt hat, in welchen er jeweils um ein CARE-Paket bat. Einige solcher Pakete landeten, nicht zuletzt aufgrund der Genussartikel, auf dem lokalen Schwarzmarkt.
Insbesondere in Verbindung mit weiteren Quellen, welche die Notlage in der Lebensmittelversorgung in Nachkriegsdeutschland, wird die Bedeutung der CARE-Pakete deutlich. Sie sind jedoch auch Ausdruck von internationaler Solidarität und der kulturellen Annäherung an den Westen, insbesondere im Hinblick auf die Tatsache, dass solche CARE-Pakete in der sowjetischen Besatzungszone nicht verteilt worden sind.

Mario Polzin

Lernort 

Das Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok) in Bochum bewahrt die Sammlungsbestände des Deutschen-Bergbau-Museums sowie das Bergbau-Archiv mit Dokumenten von Unternehmen und Institutionen des Deutschen Bergbaus. Das Deutsche Bergbau-Museum widmet sich als Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen dem Erbe des Deutschen Bergbaus. Die Dauerausstellung des Museums zeigt in vier Rundgängen und einem Anschauungsbergwerk die Geschichte der Arbeit unter Tage.

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