Kurze Erläuterung
Die 1765 erbaute „Hofsynagoge“ der jüdischen Gemeinde in Gütersloh wurde – wie fast alle Synagogen in Deutschland – in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 niedergebrannt. An ihrer Stelle in der Innenstadt befanden sich danach zwei Straßenkreuzungen und ein Privathaus. 1984 ließ die Stadt Gütersloh vor einer benachbarten Schule den auf dem Foto abgebildeten Gedenkstein errichten. Seitdem finden dort am 9. November Gedenkfeiern der Stadt und der Kirchengemeinden statt. Außerdem wurde die Goebenstraße, in der die Synagoge stand, in Daltropstraße umbenannt, da die Familie Daltrop zu den jüdischen Familien Güterslohs zählte, die die meisten Holocaust-Opfer zu beklagen hatte. 2005 verlegte der Heimatverein Gütersloh am ehemaligen Standort der Synagoge eine Gedenkplatte, die das doppelte Maß eines Stolpersteins aufweist und direkt in den Boden eingelassen ist.
Relevanz des Materials
Die beiden Mahnmale lassen sich zum einen textkritisch vergleichen, wobei der Befund, dass der ältere, städtische Gedenkstein die Verantwortung für die Pogromnacht deutlich klarer benennt, eher untypisch ist. Anhand von Gestaltung und Positionierung lassen sich zudem Aspekte von „klassischen“ Gedenksteine und in die Umgebung integrierten Gedenkorten – wie etwa Stolpersteinen – diskutieren.
Dr. Franz Jungbluth
Der Heimatverein Gütersloh betreibt seit 1988 das Stadtmuseum Gütersloh. Die Dauerausstellung in zwei denkmalgeschützten Gebäuden der Innenstadt beschäftigt sich mit den Themen Stadtgeschichte, Medizingeschichte und Industrialisierung. Das Museum zeigt jährlich 3-4 Sonderschauen zu diesen Themen und bietet ein breites museumspädagogisches Angebot. Daneben gibt der Heimatverein eine stadthistorische Zeitschrift heraus und ist auf dem Gebiet der Archäologie und Stadtbildpflege aktiv.