Kurze Erläuterung
Das Foto von 1937 zeigt uniformierte Mitglieder der örtlichen NSDAP vor dem Billerbecker Rathaus. Neben dem Eingang zum Rathaus war ein sogenannter Stürmerkasten angebracht, in dem die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Der Stürmer“ aushing. Man sieht das Hakenkreuz und kann die Aufschrift „Lest den Stürmer“ erkennen. Das antisemitische Hetzblatt diffamierte auch einige Billerbecker Bürger als „Judenfreunde“, weil sie noch Umgang mit jüdischen Nachbarn pflegten.
Obwohl es nie offizielles Blatt der NS-Presse war, hing „Der Stürmer“ ab 1933 in öffentlichen Schaukästen, den sogenannten Stürmerkästen, aus. Die Zeitung erschien vom 20. April 1923 bis zum 1. Februar 1945. 1938 erreichte das Blatt mit fast einer halben Million Exemplare seine größte Auflagenhöhe. Das Hetzblatt verbreitete einen radikalen Antisemitismus und wendete sich in der skandalträchtigen Aufmachung v.a. an Menschen mit wenig Bildung. Der Herausgeber Julius Streicher wurde in den Nürnberger Prozessen wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ zum Tode verurteilt.
Die rassistische Ideologie der Nationalsozialisten war also auch in der kleinstädtischen Provinz auf den Straßen sichtbar. Zum einen durch die Uniformen der Parteigenossen und zum anderen durch den Aushang des antisemitischen Hetzblattes, am Rathaus, direkt in der Innenstadt, in unmittelbarer Nähe des Ludgerus-Domes.
Relevanz des Materials
Die Fotografie zeigt neben der Vereinnahmung öffentlicher Orte durch Nationalsozialisten auch den sogenannten „Stürmerkasten“ des Ortes. Auch dieser dient der Vereinnahmung des Rathauses als zentralen Ort in Billerbeck, aber lässt ebenso deutlich werden, dass das Hetzblatt, herausgegeben von Julius Streicher, eine meinungsgebende Rolle im nationalsozialistischen Staat zuteilwurde. In der Zeitschrift werden auf reißerische Art und Weise Antisemitismus und Rassenlehre propagiert und auch Personen diffamiert. Dass die Zeitschrift derart offen ausgehängt wurde und damit jedermann zugänglich war, zeugt vom Anspruch des Blattes und lässt die Wirkung dieses Mediums der NS-Propaganda erahnen.
Dr. Hendrik Martin Lange
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