Politisches Flugblatt
Text
Westfalen ca. 1645

Kurze Erläuterung

Das radierte Bildflugblatt (Kupferstich/Radierung 18 x 26,5 cm, Satzspiegel 37,5 x 26,5 cm) erschien unter anonymer Herausgeberschaft in zwischen 1643 und 1646. Zu sehen sind die am Dreißigjährigen Krieg beteiligten Herrscher, welche in einem prächtig geschmückten Saal tanzen und einander dabei beobachten. Der darunter stehende Text in Strophen stellt die Figuren sowie die ihnen zugesprochenen Intentionen knapp vor. Die europäischen Herrscher stehen sich in der Haltung eines Kontratanzes gegenüber: rechts die Vertreter des französischen bzw. protestantischen Lagers (darunter der kleine König von Frankreich), links die vier Vertreter des spanisch-kaiserlichen bzw. katholischen Lagers. Auffällig: der tot liegende Schwedenkönig. Von oben wirft ein Neidengel Zankäpfel, die der Kurfürst von Sachsen einzusammeln versucht. Hintergrund des Flugblattes sind die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits Jahrzehnte andauernden Kämpfe und seit Jahren andauernden Friedensverhandlungen zwischen den Fraktionen des Dreißigjährigen Krieges.

Relevanz des Materials

Das Einblatt spiegelt die Kriegsmüdigkeit vieler Menschen zum Ende des Dreißigjährigen Krieges wider. Der tiefe Wunsch nach Frieden machte die Friedensverhandlungen ab 1644 erst möglich. Die Eliten entwickelten erstmals ein Bewusstsein, dass der Krieg sie alle in den Untergang reißen würde. Aus der Darstellung der Kriegsparteien lassen sich zeitgenössische Vorstellungen der einzelnen Kriegsparteien sowie ihrer Verstrickungen und Ziele herausarbeiten. Neid und Gier unter den Potentaten werden der Öffentlichkeit vor Augen geführt. Zudem wird deutlich, dass der Krieg auf Kosten der Untertanen geführt wird. Der Druck kann beispielhaft für das Medium Flugblatt eingesetzt werden.

Jenny Sure / Thomas Reich

Lernort 

Das Landesarchiv NRW verwahrt an seinen drei Standorten Duisburg, Detmold und Münster historische Dokumente aus der Geschichte Nordrhein-Westfalens. Die Abteilung Westfalen des Landesarchivs NRW entstand im Jahre 1829 als „Königliches Provinzialarchiv“ in Münster. Hier wurden Archivalien der aufgelösten alten Territorien und der säkularisierten Klöster der preußischen Provinz Westfalen zusammengeführt. Diese waren zuvor an verschiedenen Stellen des Landes in „Archivdepots“ gesammelt worden, um sie vor Zerstreuung und Verlust zu retten. Nach der Entstehung des Landesarchiv NRW 2004 wurde das Staatsarchiv Münster 2008 zur Abteilung Westfalen.
Hier werden nun Archivalien aus 12 Jahrhunderten verwahrt: rund 100.000 Urkunden, 36 Kilometer Akten, 80.000 Karten und Pläne, 3.400 Aufschwörungstafeln, 2.000 Handschriften, 4.500 Plakate, 2.000 Bilder und Fotos, sowie Elektronisches Archivgut. Eine Nutzung ist sowohl im Lesesaal als auch online möglich. Für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer steht unser Archivpädagoge als Ansprechpartner bereit.

Landesarchiv NRW – Abteilung Westfalen