Kurze Erläuterung
Die Friedensverhandlungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges dauerten von 1643 bis 1648. Doch zogen noch 1647 Teile der schwedischen Truppen marodierend und plündernd durch das Reich. Derartige Ausschweifungen richteten sich auch gegen die Landgräfin Amalie Elisabeth zu Hessen-Kassel, die eigentlich eine Verbündete der Schweden war. Ziel dieser Unternehmungen war es wohl, die schwedische Verhandlungsposition gegenüber den anderen Kriegsparteien durch militärischen Druck zu stärken. Dies führte zu Beschwerden von Seiten der Gesandtschaften in Münster.
Der General der schwedischen Kavallerie Hans Christoph von Königsmarck sah sich daher genötigt, den ihm unterstellten Offizieren und Soldaten zumindest pro forma unter der Androhung empfindlicher Strafen ein Verbot solcher Aktionen auszusprechen. Dies kommunizierte er in Form eines Edikts.
Edikte waren eine Art der Verordnung bzw. der mehr oder wenigen gesetzlichen Vorschrift aus dem absolutistischen Verwaltungsstaat des 17. und 18. Jahrhunderts. Sie konnten die Rechte und Pflichten bestimmter Gruppen erklären, ergänzen oder abändern.
Das hier gezeigte Edikt vom 15. Juli 1647 hat die Maße 43cm x 33cm und wurde auf Papier gedruckt. Es enthält ein Siegel und die Unterschrift von Königsmarcks.
Relevanz des Materials
Das Edikt des schwedischen Generals zeigt, dass der Beginn der Friedensverhandlungen nicht mit einem Ende der Kriegshandlungen gleichgesetzt werden kann. Vielmehr lässt das Verbot Rückschlüsse auf das Verhalten der schwedischen Soldaten zu: Plünderungen, Gewaltverbrechen und Diebstahl gegenüber der eigentlichen Verbündeten Bevölkerung.
Dieses Edikt dient dabei exemplarisch für die Art und Weise, wie innerhalb der Truppen Befehle weitergegeben wurden.
Jenny Sure
Das Landesarchiv NRW verwahrt an seinen drei Standorten Duisburg, Detmold und Münster historische Dokumente aus der Geschichte Nordrhein-Westfalens. Die Abteilung Westfalen des Landesarchivs NRW entstand im Jahre 1829 als „Königliches Provinzialarchiv“ in Münster. Hier wurden Archivalien der aufgelösten alten Territorien und der säkularisierten Klöster der preußischen Provinz Westfalen zusammengeführt. Diese waren zuvor an verschiedenen Stellen des Landes in „Archivdepots“ gesammelt worden, um sie vor Zerstreuung und Verlust zu retten. Nach der Entstehung des Landesarchiv NRW 2004 wurde das Staatsarchiv Münster 2008 zur Abteilung Westfalen.
Hier werden nun Archivalien aus 12 Jahrhunderten verwahrt: rund 100.000 Urkunden, 36 Kilometer Akten, 80.000 Karten und Pläne, 3.400 Aufschwörungstafeln, 2.000 Handschriften, 4.500 Plakate, 2.000 Bilder und Fotos, sowie Elektronisches Archivgut. Eine Nutzung ist sowohl im Lesesaal als auch online möglich. Für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer steht unser Archivpädagoge als Ansprechpartner bereit.