Kurze Erläuterung

Das Germania-Denkmal in Werne an der Lippe, dessen Errichtung auf das Ende des 19. Jahrhunderts datiert wird, steht exemplarisch für den Nationalismus und Militarismus des Deutschen Kaiserreichs. Seine Finanzierung durch einen Krieger- und Landwehrverein verdeutlicht die enge Verbindung zwischen staatlicher Identitätsbildung und militärischer Tradition. Die Pflasterung des Marktplatzes im Jahr 1925 sowie weitere kommunale Infrastrukturprojekte wie das Freibad (1926) und der Bahnhof (1928) spiegeln die wirtschaftliche Stabilisierung der “Goldenen Zwanziger“ wider, die maßgeblich durch ausländische Kredite ermöglicht wurde.
Die gleichzeitige Präsenz des Germania-Denkmals und der Bauhaus-Architektur veranschaulicht die Ambivalenz der Weimarer Republik, die sich in der Koexistenz von kaiserlichen Traditionen und avantgardistischen Strömungen manifestiert. Die spätere Versetzung des Denkmals durch die Nationalsozialisten zeigt dessen ideologische Umdeutung und propagandistische Instrumentalisierung. Die Entwicklungen in Werne veranschaulichen die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Transformationsprozesse Deutschlands in der Zwischenkriegszeit und demonstrieren die Dynamik der Erinnerungskultur im 20. Jahrhundert.

Relevanz des Materials

Die Pflasterung des Marktplatzes in Werne im Jahr 1925 steht exemplarisch für die wirtschaftliche Erholungsphase der “Goldenen Zwanziger“, in der viele deutsche Kommunen durch ausländische Kredite Infrastrukturprojekte realisieren konnten. Sie symbolisiert zugleich den Modernisierungswillen der Weimarer Republik, der trotz politischer Instabilität eine funktionale und städtebauliche Entwicklung förderte.
Das Germania-Denkmal in Werne bietet vielfältige Anknüpfungspunkte, insbesondere in Bezug auf die Themen Erinnerungskultur und politische Symbolik. Die Pflasterung des Marktplatzes von Werne im Jahr 1925 eröffnet ebenfalls mehrere didaktische Möglichkeiten, insbesondere im Kontext der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung der Weimarer Republik. Die Untersuchung der Pflasterung veranschaulicht die wirtschaftliche Stabilisierung der “Goldenen Zwanziger“, die durch ausländische Kredite finanziert wurde und kommunale Infrastrukturmaßnahmen ermöglichte. Die Verbindung wirtschaftlicher Aspekte mit der sozialen Stadtentwicklung kann interdisziplinär erfolgen, etwa in der Geografie durch die Analyse urbaner Räume oder in der Politik durch die Bedeutung öffentlicher Investitionen für gesellschaftlichen Wandel. Der Kontrast zwischen dem traditionellen Germania-Denkmal und der Bauhaus-Architektur bietet zudem Anlass zur Reflexion über konkurrierende kulturelle Strömungen der Weimarer Zeit. Indem untersucht wird, wie sich historische Ereignisse im Stadtbild manifestierten und von späteren Regimen umgedeutet wurden, lässt sich das Thema Erinnerungskultur behandeln. Hier bietet sich außerdem ein Vergleich zum Friedrich-Ebert-Denkmal in Dortmund an.

Dr. Hendrik Martin Lange / Sebastian Sayn

Lernort 

Das kulturhistorische Museum im Alten Amtshaus beherbergt die Geschichte der Stadt Werne, von den ersten steinzeitlichen Siedlern an der Lippe bis zum Bergbau und Handwerk des 20. Jahrhunderts. Neben interessanten Ausstellungen gibt es Führungen und tolle Angebote zum Feiern von Kindergeburtstagen.
1962 wurde das ehemalige Heimatmuseum Werne vom damaligen Realschullehrer und Heimatvereinsvorsitzenden Karl Pollender gegründet, dessen Namen es heute trägt. Das Alte Amtshaus von 1691, ursprünglich Sitz des Amtsrentmeisters, wurde zum Museum und Archiv der Stadt Werne umgewandelt.

Karl-Pollender Stadtmuseum Werne