Kurze Erläuterung
Die Statue der „Germania“ wurde Ende des 19. Jahrhunderts auf den Marktplatz von Werne an der Lippe gestellt, finanziert durch einen Krieger- und Landwehrverein, ein recht typisches Beispiel der Verklärung der Kriege des 19. Jahrhunderts und des bereits herrschenden Nationalismus. Das Denkmal wird in der Zeit des Nationalsozialismus durch die Stadtverwaltung dann in einen Park versetzt, damit Aufmärsche möglich sind. Die Pflasterarbeiten auf dem Marktplatz im Sommer 1925 wiederum sind dank eines kurzen wirtschaftlichen Aufschwungs möglich, in dessen Zuge auch der Bau eines Freibades (eröffnet 1926) und eines Bahnhofs fällt (eröffnet 1928). Ein Baugerüst steht vor dem historischen Rathaus von 1512. Zahlreiche Häuser mit Bauhaus-Architektur entstehen nun ebenfalls in der Innenstadt. Die Straßenbahnschienen im Bildvordergrund stammen von einer kleinen Bahn, die nach Kamen und Unna fuhr und heute nicht mehr existiert.
Relevanz des Materials
Die Pflasterung des Marktplatzes der Stadt Werne im Jahre 1925 ist ein Beispiel für die Phase des wirtschaftlichen Aufschwunges und der relativen politischen Ruhe in der Mitte der 1920er Jahre. Die kommunalen Entscheidungsträger hatten durch die Belastungen des Ersten Weltkrieges und den Anfangsjahren der Weimarer Republik wenig finanzielle Möglichkeiten. Mit der Erholung der Wirtschaft nach dem Krisenjahr 1923 wurde der finanzielle Spielraum aber auch in den Kommunen wieder größer. Da der wirtschaftliche Aufschwung aber durch (US-amerikanische) Kredite finanziert wurde, ist es auch eher eine Scheinblüte. Das Foto demonstriert zudem, dass die Gesellschaft der Weimarer Republik nicht allumfassend mit der Vergangenheit bricht. Die Werte des Kaiserreiches und des Militarismus preußischer Prägung werden zumindest in Teilen immer noch gepflegt. Die Germania-Statue wird erst von den Nationalsozialisten nach 1933 vom Marktplatz entfernt.
Dr. Hendrik Martin Lange
Das kulturhistorische Museum im Alten Amtshaus beherbergt die Geschichte der Stadt Werne, von den ersten steinzeitlichen Siedlern an der Lippe bis zum Bergbau und Handwerk des 20. Jahrhunderts. Neben interessanten Ausstellungen gibt es Führungen und tolle Angebote zum Feiern von Kindergeburtstagen.
1962 wurde das ehemalige Heimatmuseum Werne vom damaligen Realschullehrer und Heimatvereinsvorsitzenden Karl Pollender gegründet, dessen Namen es heute trägt. Das Alte Amtshaus von 1691, ursprünglich Sitz des Amtsrentmeisters, wurde zum Museum und Archiv der Stadt Werne umgewandelt.