Stempeluhr zum Abstempeln von Arbeitszeiten
Sachquelle
Wehringhausen 1925

Kurze Erläuterung

Eine Stempeluhr wie diese hier, auch Kontroll- oder Stechuhr genannt, diente zum Abstempeln von Arbeitszeiten auf einer Zeitkarte. Vergleichbare Systeme, zunehmend jedoch digital und elektronisch, werden bis heute verwendet, um die Pünktlichkeit von Arbeitnehmer:innen zu erfassen und zu kontrollieren. Derartige Uhren befanden sich an Zugängen in Verwaltungsgebäuden und an Werktoren. Bei Arbeitsaufnahme und nach Feierabend wurden sie von den Arbeitskräften betätigt. Die abgestempelte Karte kam in einen nummerierten Wandkasten, um durch die Personalabteilung ausgewertet zu werden. Unpünktlichkeit, Unregelmäßigkeiten und das nicht vorschriftsmäßige Verhalten konnten zur Kündigung führen. Der Faktor Arbeitszeit bedeutete für die Unternehmen bilanzierbare Ausgaben, die erfasst und kontrolliert werden mussten. Die 1888 im Hagener Stadtteil Wehringhausen gegründete Accumulatoren Fabrik AG (AFA) – 1962 in Varta Batterie AG umbenannt – war mit bis zu 7.000 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber in der Region. Schon früh setzte der Hersteller von Batterien und Akkumulatoren auf moderne Büro- und Verwaltungstechnik. So wurde in diesem Betrieb bereits 1911 auch eine der ersten Hollerith-Lochkartenmaschinen zur Erfassung von Daten eingesetzt. Mit dieser Maschine wertete die Personalabteilung auch die Karten der Stempeluhren aus, die an den Zu- und Ausgängen der Werksabteilungen angebracht waren.

Relevanz des Materials

Anhand der Stechuhr kann ein großer Einschnitt in die Lebens- und Arbeitswelt der Menschen im 19. Jahrhundert herausgearbeitet werden. In einer agrarisch geprägten Arbeitswelt arbeiteten die Menschen noch hauptsächlich zur eigenen Versorgung oder verkauften in Heimarbeit gefertigte oder selbst angebaute Produkte. Durch den Wandel hin zu einer stärker urbanen Lebensweise wandelten sich diese Lebensbedingungen grundlegend. Monetarisiert wurde hier nicht mehr ein Gegenstand, sondern die reine Arbeitszeit, die die Menschen in den Fabriken verbrachten. Gleichzeitig wurde es durch die Verdichtung des Wohnraums – bedingt durch den arbeitsbedingten Zuzug immer mehr Menschen in die urbanen Gebiete – schwieriger, für den eigenen Bedarf anzubauen, sodass in der Fabrik verdientes Geld für den unmittelbaren Lebensunterhalt aufgebracht werden musste.
Die Kontrolle der Arbeitskräfte durch die Stempeluhren bewies so die geleistete Arbeitszeit, diente aber insbesondere in großen Betrieben auch der Anwesenheitskontrolle. Gleichzeitig ermöglichten sie aber auch Disziplinarmaßnahmen. Durch die Schließung der Werkstore nach Schichtbeginn mussten Zuspätkommende mitunter ohne die Möglichkeit ihre Karte zu stempeln – und somit auch ohne Chance auf ihren Tageslohn – wieder gehen.

Franziska Hackenes / Theresa Hiller

Lernort 

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