Kurze Erläuterung
Typisch für das römische Militär war das Schuhwerk, das aus einem sandalenartigen Schuh bestand, der bis zum Schienbein reichte. Dieses Objekt hier ist ein weiteres Markenzeichen römischer Legionäre im Allgemeinen und ihrer Schuhe im Speziellen: ein eiserner Nagel. Er diente dazu, die zwei zusätzlichen Lederschichten der Sohle mit dem Leder des eigentlichen Schuhs zu verbinden. Insgesamt waren die Lederschichten etwa acht Millimeter dick und wurden pro Schuh von 80 bis 90 dieser Schuhnägel, sogenannten clavi, zusammengehalten. Ihre halbkugeligen Köpfe verliehen der sonst glatten Ledersohle ein Profil, so dass die Schuhe größere Trittsicherheit ermöglichten. Zusätzlich waren die Nägel in einer ergonomisch unterstützenden Form angeordnet. Damit wurde nicht nur der Tragekomfort erhöht, sondern es wurde auch Verletzungen beim Marschieren vorgebeugt.
Relevanz des Materials
Gutes und belastbares Schuhwerk war essenziell für das römische Militär. Die meisten Soldaten bewegten sich überwiegend zu Fuß. Sie konnten im gesamten römischen Herrschaftsbereich eingesetzt werden, der sich auch über die Grenzen des Römischen Reichs hinaus erstreckte. Dadurch waren weite Strecken zurückzulegen. Die Schuhe wurden über Jahrhunderte in den unterschiedlichsten Terrains getragen und bewährten sich im Einsatz. Für die Archäologie sind die eisernen Nägel sehr interessante Funde. Regelmäßig kam es vor, dass einzelne Nägel sich aus der Sohle lösten und verloren gingen. Für längere Märsche bekamen römische Soldaten daher schon vorab Ersatznägel mit auf den Weg. Die verlorenen Nägel wurden oft nicht bemerkt und blieben am Ort des Verlustes zurück. Wenn sie in unserer Gegenwart archäologisch geborgen werden, sind sie ein sehr sicherer Indikator dafür, dass römische Soldaten vor Ort gewesen sind.
Markus Albuschat
Das LWL-Römermuseum Haltern am See ist das Zentralmuseum für Römische Militärgeschichte in Nordwestdeutschland. Die Dauerausstellung des Hauses zeigt Funde aller Römerlager an der Lippe und ergänzt diese mit zahlreichen Rekonstruktionen, Filmen und Animationen, so dass die 28-jährige Geschichte der Römer in Westfalen lebendig erzählt wird. Das Museum befindet sich am Standort des ehemaligen Römerlagers Aliso und verfügt über eine Außenfläche mit Teilrekonstruktionen des Lagers. Das Gelände ist auch heute noch eine Ausgrabungsstätte, weshalb immer wieder spektakuläre Neufunde die Ausstellung erweitern. Regelmäßige Sonderausstellungen erweitern die Perspektive auf größere Zusammenhänge und aktuelle Bezüge.