Kurze Erläuterung
Im Sommer und Herbst 1848 flammten in ganz Europa erneut Aufstände und Proteste von Bauern- und Arbeiterschaft auf, die meist blutig niedergeschlagen wurden. Auch die preußische Obrigkeit sah sich den Revolutionär:innen gegenüber wieder im Vorteil und setzte eine neue Regierung unter Graf Brandenburg ein. Die Regierung verlegte die preußische Nationalversammlung – nicht zu verwechseln mit der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt – von Berlin nach Brandenburg an der Havel. Die demokratische Mehrheit der Abgeordneten kam dieser Anordnung nicht nach und versuchte die Regierung durch eine Kampagne zur Verweigerung der Steuerzahlung zu schwächen. Daraufhin rollte eine Verhaftungswelle durch Preußen. Etwa zeitgleich erließ der preußische König Friedrich Wilhelm IV. eine neue Verfassung, die zwar viele Freiheitsrechte garantierte, aber die Position des Königs weitgehend unangetastet ließ. Die Verfassung wurde nicht von einem Parlament beschlossen, sondern von oben erlassen, also oktroyiert.
Relevanz des Materials
Der Regierungspräsident Bardeleben berichtet, dass die neue Verfassung, obwohl sie hinter den Erwartungen vieler Liberaler zurückblieb, allgemein positiv aufgenommen wurde. Bardeleben betont, dass sogar der Volksverein in Hamm die Verfassung begrüßt habe. Das war insofern wichtig, da diese Vereinigung als besonders links und demokratisch galt. Insgesamt lässt dieser Bericht eine große Zustimmung zu der preußischen Verfassung in der Region herauslesen, die Bardeleben insbesondere zum Ende noch einmal hervorhebt („So befestigt sich denn die frohe Zuversicht, daß eine feste Grundlage für das Gemeinwohl gewonnen sei“). Insgesamt scheint es, als sei nach der Niederschlagung der Aufstände und der Einführung der aufoktroyierten Verfassung durch König Friedrich Wilhelm IV. dieser minimale Schritt eine Hoffnung auf Veränderung für die bürgerliche Elite Westfalens.
Daniel Sobanski
Das Landesarchiv NRW verwahrt an seinen drei Standorten Duisburg, Detmold und Münster historische Dokumente aus der Geschichte Nordrhein-Westfalens. Die Abteilung Westfalen des Landesarchivs NRW entstand im Jahre 1829 als „Königliches Provinzialarchiv“ in Münster. Hier wurden Archivalien der aufgelösten alten Territorien und der säkularisierten Klöster der preußischen Provinz Westfalen zusammengeführt. Diese waren zuvor an verschiedenen Stellen des Landes in „Archivdepots“ gesammelt worden, um sie vor Zerstreuung und Verlust zu retten. Nach der Entstehung des Landesarchiv NRW 2004 wurde das Staatsarchiv Münster 2008 zur Abteilung Westfalen.
Hier werden nun Archivalien aus 12 Jahrhunderten verwahrt: rund 100.000 Urkunden, 36 Kilometer Akten, 80.000 Karten und Pläne, 3.400 Aufschwörungstafeln, 2.000 Handschriften, 4.500 Plakate, 2.000 Bilder und Fotos, sowie Elektronisches Archivgut. Eine Nutzung ist sowohl im Lesesaal als auch online möglich. Für Schüler:innen sowie Lehrer:innen steht ein Archivpädagoge als Ansprechpartner bereit.