Dülmener Zeitung über das Kabinett von Papen
Textquelle
Dülmen 1932

Kurze Erläuterung

Franz von Papen (1879–1969) wurde am 1. Juni 1932 durch Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Die Ernennung war relativ überraschend, da er in der Weimarer Republik eher unbekannt war. Die Dülmener Zeitung berichtete schon in ihrer nächsten Ausgabe am 2. Juni 1932 ausführlich über den neuen Reichskanzler und sein „Kabinett des Herrenclubs“ bzw. „Kabinett der Barone“. Das Kabinett war ein reines Präsidialkabinett und regierte nur mithilfe von Reichspräsident Hindenburg und durch Notverordnungen. Durch seine Handlungen, wie dem sogenannten „Preußenschlag“, also der Absetzung der SPD-Regierung in Preußen und seiner Selbsteinsetzung als Reichskommissar, destabilisierte von Papen maßgeblich die Demokratie innerhalb der Weimarer Republik.
Franz von Papen selbst pflegte eine enge Beziehung zu Dülmen. Er lebte dort einige Jahre und wurde 1921 in den preußischen Landtag gewählt. Politisch vertrat er die äußersten Rechten des Zentrums. Von 1928 bis 1930 war er Ehrenbürgermeister des Amtes Dülmen. Nach der Machtübernahme 1933 durch die NSDAP wurde er Hitlers Vizekanzler. Die Stadt Dülmen verlieh ihm 1933 die Ehrenbürgerschaft und benannte eine Straße nach ihm.

Relevanz des Materials

Das vorliegende Material bietet verschiedene Potenziale. So kann einerseits die Person Franz von Papen und sein Werdegang genauer thematisiert werden. Der Zeitungsausschnitt ermöglicht jedoch auch eine Auseinandersetzung mit einer zeitgenössischen Perspektive zu Franz von Papen.  Neben der Auflistung der neu besetzten Ministerposten wird auch eine Anmerkungen der Zentrumspartei wiedergegeben, die die Ablehnung von Papens deutlich zeigt („Ohne den persönlichen, wenn auch sachlich nicht vertretbaren Motiven nahe zu treten, aus denen Herr von Papen sich subjektiv veranlaßt fühlte, den bekannten Schritt zu tun, stellt die Zentrumspartei fest, daß sein Entschluß im bewußten Gegensatz zu der Auffassung der Parteileitung erfolgt ist.“). Von Papen verließ schließlich die Zentrumspartei, auch um dem drohenden Ausschluss zuvorzukommen.

In Dülmen wurde von Papen trotzdem mit einer Straßennennung und einer Ehrenbürgerschaft geehrt. Retrospektiv wird sein Werken allerdings eher negativ bewertet und wird etwa als Wegbereiter für die nationalsozialistische Regierung in Deutschland gesehen und für das Scheitern der Weimarer Republik verantwortlich gemacht. Plakativ wird er daher auch als „Herrenreiter“ oder „Hitlers Steigbügelhalter“ bezeichnet. Im Jahre 2010 hat die Stadt Dülmen von Papens Ehrenbürgerschaft – wie auch jene Hitlers und Hindenburgs – revidiert. Auch die Von-Papen-Straße wurde umbenannt – dies geschah allerdings schon 1946.

Dr. Hendrik Martin Lange / Sebastian Sayn / Theresa Hiller

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