Allegorie auf den Westfälischen Frieden
Bildquelle
Westfalen um 1640

Kurze Erläuterung

Das Gemälde wurde zwischen 1644 und 1652 vom Künstler Wenzel Hollar (1607–1677) in Antwerpen gefertigt. Es stellt jedoch lediglich eine Abbildung des Originalgemäldes von Cornelius Schut (um 1629–1685) dar, welcher das Kunstwerk ca. 1640 anfertigte. Die Herstellung fällt somit in die Endphase des Dreißigjährigen Krieges. Aufgrund der Bildunterschrift kann das Gemälde als Allegorie auf die Friedenswünsche in Bezug auf den Westfälischen Friedenskongress ausgemacht werden. Die Bildunterschrift lautet:
Jetzt streue Pax aus ihrem Füllhorn ihre Gaben über das Reich, Spanien und Frankreich aus / halte die Herrscher vereint, die Völker gehorsam / unter Euch, o Großer Philipp, und Eurem blühenden Geschlecht. Möge der Krieg bald sterben und mit ihm alle Übel des Eisernen Zeitalters / dem schönen Goldenen Zeitalter weichen.

Auch die dargestellten Figuren – entnommen aus der römischen Mythologie – sollen den Wunsch nach Frieden symbolisieren. Rechts im Bild findet sich die in der Bildunterschrift angemahnte Pax, der personifizierte Frieden, mit dem erwähnten Füllhorn.  Ein Füllhorn ist ein Korb, welcher mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen, aber auch Blumen gefüllt sein kann. Pax‘ Füllhorn ist mit Ähren, Blumen und Obst mehr als gut gefüllt – ein Versprechen auf bessere Zeiten nach dem Krieg. Auffällig sind zwei weitere Personen: Mittig befindet sich die Göttin Astraea, die sich nachdenklich in einem Spiegel betrachtet. Auch sie ist ein antikes Symbol des Friedens. Geschützt wird sie durch eine weitere Frau, die hinter ihr steht: Minerva, die Göttin des Krieges, der Weisheit und der Kunst, die in Rüstung dargestellt ist. Über den Frauen, die für Frieden stehen, befinden sich zudem die Wappen der am Krieg teilnehmenden Parteien.

Relevanz des Materials
Die vorliegende Allegorie kann ein Anlass für die Diskussion des Wunsches nach einem Ende der Kriegshandlungen im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges sein, der einen wesentlichen Einschnitt in die Gesellschaft West- und Mitteleuropas bedeutet hat. Der Entstehungszeitraum um die Festsetzung des Westfälischen Friedens weist auf den großen Wunsch eines baldigen Friedens in den kriegsversehrten Ländern hin. Schon vor dem Abschluss des Westfälischen Friedenskongresses im Jahre 1648 waren die Wünsche und Ziele des Friedensvertrages somit konkret festgehalten worden: Frieden, Einheit und eine bessere Zukunft. Die Ansprache und Darstellung der verschiedenen Kriegsparteien – quer durch die Konfessionen – zeigt zudem den gesamteuropäischen Charakter auf, den der Konflikt hatte. Eine vertiefte Bildanalyse ist über die Onlinedokumentation der Ausstellung „Sehnsucht nach Frieden“ aufrufbar.

Helen Bittner / Andrea Lorenz

Lernort 

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