Kurze Erläuterung
Infolge des Ersten Weltkrieges, welcher nur durch immense Verschuldung finanziert werden konnte, sowie des Versailler Vertrages, welcher gewaltige Reparationszahlungen vorsah, sah sich die Regierung der neuen Weimarer Republik kaum lösbarer Finanzprobleme ausgesetzt. Um den Zahlungen nachkommen zu können, ließ sie daher zunehmend Papiergeld drucken, was zu einer immer stärker werdenden Inflation führte. Immer mehr und immer unkontrollierter wurde Geld in Umlauf gebracht, sodass unzählige Städte ihr eigenes Notgeld drucken ließ, welches oftmals nur für sehr kurze Zeit gültig blieb, da die Mark kontinuierlich an Wert verlor. Die Folge war daher nicht nur eine völlig unübersichtliche, regional unterschiedliche Landschaft an Geldscheinen, sondern auch eine immer weiter um sich greifende Armut, welche bereits durch den Krieg bestanden hatte, nun aber durch die Hyperinflation nur noch fataler wurde. Viele Menschen verloren ihre gesamte Existenzgrundlage, Arbeitslosigkeit wurde ein Problem der Massen und es kam zunehmend zu Streiks, Unruhen und Plünderungen.
Relevanz des Materials
Not bringt oftmals Galgenhumor hervor. Als solchen lassen sich auch Scherzgeldscheine betrachten, die in Zeiten des Notgelds entstanden. Sie wurden sie nicht von Banken oder den Städten selbst herausgegeben, sondern von Künstlern mit Karikaturen und satirischen Sprüchen versehen und verteilt. Faktisch besaßen sie keinen Wert, sie waren kein anerkanntes Zahlungsmittel, aber sie geben Auskunft über die Haltung der Bevölkerung über das Vorgehen der Regierung. Sie sind ein Produkt der künstlerisch-satirischen Auseinandersetzung mit den Problemen der Zeit und bieten daher, insbesondere hinsichtlich der Vielzahl unterschiedlicher echter Notgeldscheine, einen Einblick in den mentalen Umgang mit der Krise. Zudem wird aus der Aufschrift des hier vorliegenden Scheines deutlich, dass durch Inflation bereits im Jahre 1921, und damit noch vor der eigentlichen Hyperinflation, die Arbeitslöhne teilweise derart gesunken sind, dass sie zum Überleben nicht mehr ausreichten.
Mario Polzin
1989 gründete sich der „Verein zur Förderung der Heimatpflege e.V.“ Nachdem seit 2001 verschiedene Ausstellungen gezeigt wurden, Kalender und Bücher herausgegeben, dem Hörder Stadtpoeten Wilhelm Wenzel ein Denkmal errichtet wurde, Vorträge, Lesungen und Stadtführungen stattgefunden haben, kam der Wunsch auf, die angesammelten Exponate endlich in eigenen Museumsräumen zu präsentieren. Unterschiedliche Exponate dokumentieren inzwischen die Hörder Geschichte vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Da sind eigene archäologische Funde, die bei einer verbotenen Schachtung vor der Burg sichergestellt wurden, wie Glas-, Tonscherben, Schuhsohlen und Knochen. Steinerne Schleuderkugeln und der Schädel einer Stiftsdame des Clarissenklosters sind ebenso vertreten wie ein Monumentalgemälde, das das Hörder Hochofenwerk um 1900 zeigt, Aber auch der Alltag mit Küchenschränken, historischen Haushaltsgeräten und Textilien fehlt nicht. Der 160jährigen Stahlgeschichte und dem einstigen Stolz der Hörder, der Stiftsbrauerei, sind besondere Stellflächen gewidmet.