Kurze Erläuterung
Nach den militärischen Erfolgen der revolutionären bzw. „kaiserlichen“ französischen Armee schuf Napoleon Bonaparte 1803–1807 ein System von Vasallenstaaten, die mit Frankreich im sogenannten „Rheinbund“ militärisch verbündet waren. Durch personelle Verbindungen nach Frankreich und juristische Reformen sollte eine enge politische und auch gesellschaftliche Orientierung am napoleonischen Frankreich erreicht werden. Das Gebiet Westfalens ging dabei wesentlich in zwei Vasallenstaaten auf: das Königreich Westphalen und das Großherzogtum Berg mit der Hauptstadt Düsseldorf . Das bis aufs Mittelalter zurückgehende Herzogtum wurde zuletzt von den bayerischen Wittelsbachern regiert, nach deren Einvernehmen mit Napoleon jedoch an Frankreich abgetreten und mit einigen weiteren, eroberten Gebieten verschmolzen. Als Großherzog amtierte zuerst Napoleons Schwager Joachim Murat (1806–08), dann Napoleon selbst (1809) und zuletzt formal sein Neffe Napoleon Louis (1809–13). Da dieser noch ein Kind war, erfolgte die Regierung über einen mehrköpfigen Staatsrat, der stark von französischen Beamten abhängig war. Das Großherzogtum Berg wurde dadurch zu einem der „Modellstaaten“, die das (nach-)revolutionäre französische Gesetzes -und Verwaltungsmodell im deutschen Raum verbreiten sollten.
Relevanz des Materials
Die Karte zeigt die durch Frankreich gegründeten oder wiederbelebten Großherzogtümer Berg und Hessen sowie das Fürstentum Salm und das Herzogtum Nassau, die ebenfalls französische Vasallenstaaten waren. Auf den ersten Blick bilden sie einen Flickenteppich – obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits zahlreiche deutsche Kleinstaaten verschwunden waren und in die neuen Mittelstaaten (Bayern, Baden und Württemberg) integriert wurden.
Die Karte ermöglicht das Nachvollziehen historischer Grenzverläufe nach der Gründung des Rheinbundes (da das Königreich Westphalen fehlt, war die Karte bei Erscheinen 1808 bereits schon wieder veraltet bzw. unvollständig). Vergleiche mit historischen und heutigen Grenzen sowie die teilweise sehr willkürliche bzw. machtpolitisch motivierte Gründung und Abgrenzung von „Staaten“ durch Napoleon zeigen zudem den üblicherweise künstlichen Charakter von Staaten und Nationen – sie ergeben sich nicht natürlich, sondern sind politische Konstruktionen.
Dr. Franz Jungbluth
Die Kunstvermittlung versteht sich als Mittlerin zwischen Ausstellungsinhalten und Interessen der Besucher:innen. Sie entwickelt Vermittlungsformen und -medien, die sich im Hinblick auf lebenslanges Lernen an ein breites Besucherspektrum richten. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur ist offen für verschiedene Perspektiven, Kenntnisse und Wünsche. Deshalb begleitet es den Besuch individuell mit anregenden Dialogen vor den Kunstwerken. Für alle, die zum ersten Mal zu Besuch ins LWL-Museum für Kunst und Kultur kommen, gibt es Überblicks-Touren in Deutsch, Englisch, Französisch, Gebärdensprache, leichter Sprache und Niederländisch. Ein wichtiger Fokus der Arbeit liegt auf der Begegnung von Kindern und Jugendlichen mit Kunst, die das Ziel verfolgt, die Entwicklungen und Kompetenzen zu stärken. Dies gelingt besonders durch Workshop-Formate für Kitas und Schulen, aber auch durch Fortbildungen für Pädagog:innen und Lehrer:innen. Neben Gruppenangeboten bietet es zudem ein differenziertes offenes Programm. Im Museum begleitet der Mediaguide individuelle Entdeckungsreisen. Besucher:innen können mit Online-Materialien Ausstellungen vor- und nachbereiten. Einzigartig ist das Kidditorial zu August Macke, das Kindern einen spielerischen Zugang zu dem Künstler und seiner Kunst ermöglicht. Regelmäßige neue Podcastfolgen, der Blog „Kunststory“, Kurzvideos sowie Touren über Zoom und Instagram lassen Interessierte von zuhause teilhaben.