Kurze Erläuterung
Das Foto von 1937 zeigt einen Umzug anlässlich des 25-jährigen Stiftungsfestes des Turnvereins Billerbeck. Die Sportler ziehen durch die „Lange Straße“, die Hauptgeschäftsstraße der Domstadt. Der Verein wurde am 12. Januar 1912 als „Turnverein Billerbeck“ gegründet und war Mitglied der Deutschen Jugendkraft (DJK), dem katholischen Sportverband. Am 4. Juli 1933 trat der Turnverein auf Druck der Nationalsozialist:innen aus der DJK aus, bevor er am 31. März 1937 in „VfL Billerbeck“ (Verein für Leibesübungen) umbenannt wurde. 1935 wurde die DJK im Rahmen der Gleichschaltung der Sportorganisationen, ebenso wie alle anderen konfessionellen Sportorganisationen, auch reichsweit verboten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der VfL Billerbeck am 21. September 1945 neu gegründet und trat am 2. April 1960 wieder der Deutschen Jugendkraft bei.
Relevanz des Materials
Mithilfe der Fotografie im Zentrum Billerbecks lässt sich die Vereinnahmung und Gleichschaltung der verschiedenen Lokalvereine an einem Beispiel erarbeiten. Die Mitglieder des Sportvereins marschieren in militärischer Manier durch das Stadtzentrum und präsentieren sich eingerahmt durch die nationalsozialistische Propaganda. Dabei fallen besonders die zahlreichen Fahnen auf und verdeutlichen die bewusste Inszenierung derartiger Veranstaltungen. Denn gerade auch diese kleinen Umzüge schaffen vor Ort Anschlusspunkte für die Menschen an die NS-Ideologie.
Bei der Wahl des Sports bedienten sich die Nationalsozialist:innen einer Freizeitaktivität, die sich sowohl in bürgerlichen als auch in Arbeiterkreisen großer Beliebtheit erfreute. Gerade die ursprünglich linkspolitische Arbeitersportbewegung hatte bereits eine Tradition der Massenveranstaltungen etabliert, welche die Nationalsozialist:innen nun im Sinne ihrer „Volksgemeinschaft“ übernahmen. Darüber hinaus wurde der Sport auch rassenideologisch vereinnahmt: Die von ihnen propagierte Überlegenheit der eigenen, „arischen“ Rasse fand nach ihrem Verständnis einen weiteren Ausdruck in der eigenen sportlichen Leistungsfähigkeit und körperlichen Stärke, womit der Sport Teil des nationalsozialistischen Körperkultes wurde.
Dr. Hendrik Martin Lange
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