Kurze Erläuterung
Vor 1195 ließ der Bischof von Münster, Hermann II. (1173-1203) in Coesfeld eine Kapelle zu Ehren des hl. Apostel Jakobus errichten. Einige Jahre danach wurde diese Kapelle im romanischen Stil zur Pfarrkirche umgebaut. Im März 1945 ist die Kirche durch Fliegerbomben komplett zerstört worden. Nur das Portal setzte man aus den Trümmern wieder zusammen, ansonsten wurde die Kirche neu geplant und gebaut. Das Stufenportal symbolisiert im christlichen Sinne die Mauer des himmlischen Jerusalems. Das Portal ist nach Westen ausgerichtet, dem Ort der Dunkelheit und des Bösen, und führt in diesem Verständnis nach Osten, zum Licht der aufgehenden Sonne und zum himmlischen Jerusalem. Der Mensch, der durch das Portal die Kirche betritt, bemerkt die Grenze zwischen der profanen Welt und dem geheiligten Innenraum. Im Rankenwerk der Friese erkennt man Fabelwesen. Sie symbolisieren den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, und zwar in Form eines Drachens oder eines Löwens, der für Christus steht.
Relevanz des Materials
Schon die anhand der geografischen Ausrichtung des Portals kann können Lernenden das christlich geprägte Weltbild und Kirchenverständnis im Mittelalter dargelegt werden. Darüber hinaus erinnert die prunkvolle Gestaltung des Portals den Vorbeikommenden und den Kirchenbesucher:innen an den Anspruch der Kirche auf das Leben der Menschen. Ohne die Kirche gab es in der mittelalterlichen Deutung kein Heil. Das Portal war früher in leuchtende Farben gefasst. Es lässt heute kaum noch nachempfinden, welche Wirkung es auf die Besucher:innen hatte, die aus Lehm- und Fachwerkbauten kam, vor diesem aus Natursteinen gemauerten, erhabenen Tor standen und noch die Fähigkeit besaß, es in seinem Symbolgehalt wahrzunehmen.
Anhand des Portals können auch europäische Verflechtungen bearbeitet werden, die auch im Mittelalter bestanden. Denn neben Menschen aus Coesfeld und Umgebung sahen auch viele Pilger:innen auf Reisen dieses Portal: Die die Kirche bildet eine Station auf dem Weg nach Santiago de Compostela , wo sich die Gebeine des Apostels Jakobus befinden sollen.
Dr. Hendrik Martin Lange
Die ursprüngliche, im 12. Jahrhundert erbaute St. Jakobi Kirche in Coesfeld wurde während der Bombardierung Coesfelds im Zuge des Zweiten Weltkrieges am 21. März 1945 vollkommen zerstört. Bei der sich heute an ihrer Stelle befindlichen St. Jakobi Kirche handelt es sich in Teilen um eine Rekonstruktion, welche mit Überresten der ursprünglichen Kirche angereichert und auch mit Teilen der alten Ausstattung versehen worden ist.