Kurze Erläuterung

Am 23. und 24. März 1945 setzten amerikanische Truppen bei Wesel über den Rhein und drangen rasch nach Osten vor. Am 1. April erfolgte mit der Schließung des „Ruhrkessels“ bei Lippstadt die Ausschaltung von gut 320.000 deutschen Soldaten, welche in ihm eingeschlossen und somit kampfunfähig gemacht wurden. Damit brach die deutsche Verteidigung auch im ostwestfälisch-lippischen Raum in sich zusammen und konnte kaum noch organisierte Gegenwehr leisten, obwohl sich in einzelnen Städten und Orten mitunter noch erbitterte Kämpfe in den Straßen geleistet wurden. Nachdem am 3. April aber auch die letzten Widerstände am Teutoburger Wald durchbrochen worden waren, konnten große Teile Lippes von den Amerikanern besetzt werden.
Am selben Tag marschierten die ersten amerikanischen Truppen in der Stadt ein. Diese konnte durch die wenigen dort stationierten Soldaten kaum geschützt werden und ging schnell in alliierte Hände über. Während des Krieges war Bielefeld zu fast 40% zerstört worden.

Relevanz des Materials

Der Aufruf zeigt die infrastrukturellen Schwierigkeiten der Städte in der unmittelbaren Kriegsendphase. Noch vor dem offiziellen Kriegsende übernahmen hier die Alliierten die Macht und besetzten Posten in den Behörden neu. Der neue Stadthauptmann Niestroy (Niestroj) hatte zuvor in der Stadtverwaltung gearbeitet und wurde von den Alliierten als Stadthauptmann eingesetzt. Aus dem Schreiben lässt sich die Zerstörung der Stadt herauslesen, da die Evakuierten aus dem Umland aufgefordert werden, zunächst nicht in die Stadt zurückzukehren. Dies zeigt den Wohnungsmangel, auch auf individueller Ebene den Verlust von Eigentum. Ebenfalls deutlich wird die schlechte Versorgungslage in der Stadt, die es kaum ermöglicht, die dort lebenden Menschen zu versorgen.
Die Aufforderung, die Hauptverkehrswege frei zu lassen, zeigt die militärische Präsenz in der Stadt. Den Machtwechsel zeigt die Pflicht zur Abgabe der Waffen. So wird aus dem Aufruf an die Bielefelder Bevölkerung deutlich, dass durch die amerikanischen Besatzer versucht wird, in einer chaotischen Kriegsendphase wieder Ordnung in die Stadt zu bringen.

Theresa Hiller

Lernort 

Das Portal für Zeitungen zeit.punktNRW stellt historische Zeiten aus Nordrheinwestfalen digital und kostenlos zur Nutzung bereit. Dort finden sich viele lokale und regionale Zeitungen, die aus unterschiedlichen Archiven zur Verfügung gestellt werden.

zeit.punkt NRW