Kurze Erläuterung
Die Fotografie zeigt das Ergebnis einer langen Diskussion in der Stadt Münster: Im Jahr 2012 wurde entschieden, dass der Platz vor dem Münsteraner Schloss fortan „Schlossplatz“ und nicht mehr „Hindenburgplatz“ heißen soll. In der Debatte wurden zahlreiche Argumente angeführt, welche sich vor allem auf die Rolle Hindenburgs bei der Machtübertragung auf Adolf Hitler als Reichskanzler der Weimarer Republik bezogen. Der Platz wurde zur Zeit des Dritten Reiches aber auch immer wieder für nationalsozialistische Propagandaveranstaltungen genutzt. Darüber hinaus geht es aber auch um Hindenburgs Rolle im Ersten Weltkrieg, wo er als Oberbefehlshaber Teil der Obersten Heeresleitung wurde und so den Krieg entscheidend mitbeeinflusste. Zum Ende seiner Laufbahn lehnte er nicht nur die Friedensverhandlungen ab, sondern blieb Anhänger des Kaiserreichs und lehnte als klarer Anti-Demokrat die erste Republik auf deutschem Boden ab. Trotzdem wurde er zum Reichspräsidenten und erhielt damit 1933 die Macht, die Nationalsozialist:innen und namentlich Hitler in die Rolle des Reichskanzlers zu bringen.
Relevanz des Materials
Die Umbenennung des Münsteraner „Hindenburgplatzes“ in „Schlossplatz“ bietet Anlass zur Diskussion über die nationalsozialistische Vereinnahmung von Persönlichkeiten, die Rolle Hindenburgs bei der Machtübertragung auf die NSDAP sowie über den retrospektiven Umgang mit historischen Persönlichkeiten und der öffentlichen Erinnerungskultur. Dadurch kann an tatsächlich geführte Diskussionen im öffentlichen Raum sowie an den Prozess der Urteilsbildung herangeführt werden. Nachdem der historische Kontext verständlich gemacht wurde, kann so in die zeitgeschichtliche Debatte durchaus kontrovers eingestiegen und der Umgang mit nationalsozialistischen Überbleibseln in unserer Gesellschaft reflektiert werden.
Oliver Kottmann
Das Stadtarchiv der Stadt Münster versteht sich als „Gedächtnis der Stadt“ und archiviert Unterlagen der Stadtverwaltung. So wird die Stadtgeschichte Münsters bewahrt und für unterschiedliche Interessierte zur Verfügung gestellt. Die Bestände können vorab recherchiert und dann zur Einsicht im Lesesaal bereitgestellt werden.