Kurze Erläuterung
Die Französische Revolution führte nicht nur in Frankreich zu einem gesellschaftlichen Umdenken. Die Ideen der Aufklärung, die konträr zur bisherigen Gesellschaftsordnung eine Gleichstellung der Menschen verdeutlichten, führten dazu, dass sich insbesondere Angehörige des sog. Dritten Standes, die eben nicht Teil des Adels oder der Geistlichkeit waren, gegen die bisherige Ordnung sträubten und auf mehr Gleichberechtigung pochten.
Diese Entwicklungen gipfelten in Frankreich schließlich in der Absetzung von König Ludwig XVI., der Ausarbeitung einer Erklärung für Menschen- und Bürgerrechte und der Erklärung Frankreichs zur Republik. Adelige in anderen europäischen Ländern hatten nun Angst, dass ähnliche Bestrebungen auch in ihrem Machtbereich aufkommen und an Kraft gewinnen könnten. Der preußische König und auch der Erzherzog von Österreich und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation unterstützten daher den französischen König bei dessen (erfolglosen) Versuchen des Machterhalts. Gleichzeitig versuchten sie, durch strenge Reglementierungen das Aufkommen aufklärerischen und revolutionären Gedankenguts zu unterbinden. So veröffentlichte Leopold II., der römisch-deutsche Kaiser im Dezember 1791 ein Edikt, das er an sämtliche Herrscher verteilen ließ mit der Aufforderung, sämtliche revolutionären Bestrebungen im Keim zu ersticken.
Zahlreiche französische Adelige fliehen vor den Ausschreitungen von Frankreich aus ins Ausland, auch in das heutige Westfalen. Nach dem Friedensschluss zwischen Frankreich und Preußen wurde Westfalen geteilt und gehörte nun teilweise zu Frankreich und teilweise zu Preußen.
Relevanz des Materials
Das Edikt des preußisch-deutschen Kaisers fordert die deutschen Landesherren dazu auf, „eine öffentliche Unruhe und Empörung“ zu verhindern, indem Schriften, die revolutionäres Gedankengut enthalten, keine Verbreiterung finden und die entsprechenden Produzenten bestraft werden. Der Paderborner Bischof Franz Egon leitet dieses Edikt etwa drei Monate später an die ihm verbundenen Landesherren weiter.
Das Schreiben und die Weiterleitung zeigt, dass es die Ereignisse in Frankreich im Ausland Beachtung fanden und die etablierten Mächte einen Machtverlust fürchteten. Dies zeigt auch der Aufruf, die Protestbewegung im Zweifel auch militärisch niederzuschlagen.
Mittels des Materials lassen sich somit auch die Beziehungen der einzelnen europäischen Staaten untereinander und die Machtpositionen im damaligen Europa thematisieren. Es lässt sich außerdem hinterfragen, wie die Perspektive des dritten Standes gewesen sein mag, denn: Die Flucht einiger Adeliger kann ein Anhaltspunkt für deren Reaktionen sein. Zudem können die Aufklärung und ihre Ideen thematisiert werden.
Theresa Hiller / Sebastian Sayn
Der Altertumsverein Paderborn wurde 1824 als eine Abteilung des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens gegründet und verfügt aufgrund seiner langen Geschichte über umfangreiche Münz-, Urkunden- und Kartensammlungen. Diese sind überwiegen in verschiedenen Museen des Bistums, der Stadt und des Kreises ausgestellt. Darüber hinaus betreibt der Verein ein eigenes Archiv in den Räumen der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek Paderborn und fördert mit Vortragsreihen, Führungen und Veröffentlichungen die historische Forschung und Vermittlung.